Mütter können weniger Vermögen aufbauen
Auf vielfältige Art und Weise bereichert der Nachwuchs das Leben seiner Eltern. Finanziell betrachtet sind sie aus mütterlicher Sicht jedoch das Gegenteil eines Gewinns.
Demnach müssen Frauen, die Kinder bekommen, laut einer Studie der Soziologen Dr. Philipp Lersch, Prof. Dr. Marita Jacob und Prof. Dr. Karsten Hank von der Universität zu Köln mit Einbußen beim Vermögensaufbau rechnen.
Es gibt eine Vielzahl von Studien, die bereits bewiesen haben, dass Mütter beruflich oft kürzertreten müssen. Dementsprechend verdienen sie im Schnitt weniger als kinderlose Frauen. Die Vermögenssituation, so die Wissenschaftler, ist bislang kaum erforscht worden.
Es könnte angenommen werden, dass das Vermögen generell eng mit dem persönlichen Einkommen zusammenhängt. Allerdings gelte dieser Umstand nicht ohne weiteres für Menschen in Partnerschaften. So läuft eine Rechtfertigung für das traditionelle Familienmodell darauf hinaus, dass Paare ihre Einnahmen zusammenlegen und durch Arbeitsteilung die gemeinsamen Einkünfte vergrößern. Über den gemeinschaftlichen Geldbestand würden Mütter demnach für ihren Lohnverzicht entschädigt. Folglich müssten sie die gleichen Chancen zum Vermögensaufbau haben wie ihre Partner.
Die Soziologen führen in ihrer Untersuchung auch Argumente an, die gegen diese Theorie sprechen. So hätten Studien gezeigt, dass das gemeinsame Wirtschaften in der Praxis eher selten der Vorstellung gleichberechtigter Teilhabe entspricht. Erfahrungsgemäß beanspruchen diejenigen, die mehr Einkünfte erbringen, auch mehr Verfügungsgewalt über das Vermögen. Hinzu kommt, dass mit Erwerbstätigkeit mitunter auch finanzielle Vorteile verbunden sind. Ein Beispiel hierfür sind Anwartschaften auf eine betriebliche Altersversorgung. Diese lassen sich eher schwer mit dem Partner teilen.
Beim Vermögenausbau ziehen alleinerziehende Frauen den Kürzeren
Um konkrete Aussagen über die Vermögensverhältnisse von Müttern treffen zu können, haben die Sozialwissenschaftler Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet. Während die persönlichen Finanz-, Geld- und Sachvermögen berücksichtigt wurden, blieb das staatliche Rentensystem sowie andere Arten der staatlichen Altersvorsorge bei der Betrachtung außen vor.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Elternschaft, Geschlecht und persönlichem Vermögen gibt. Während Männer in der Regel nach der Geburt eines Kindes ein gewisses Vermögen aufbauen können, sind Mütter in einem nur sehr viel geringerem Umfang dazu in der Lage. Wenn andere relevante Faktoren wie Ausbildung, Beruf der Eltern oder Wohnort herausgerechnet werden, wächst das preisbereinigte persönliche Nettovermögen von Müttern wesentlich langsamer an als das von kinderlosen Frauen. Bei Männern, die Väter werden, ist hingegen kein vergleichbarer Effekt nachweisbar.
Demnach wirkt sich besonders nachteilig auf die Vermögensbildung aus, wenn Frauen ihre Kinder früh bekommen bzw. die Eltern bei der Geburt nicht verheiratet waren. Zudem wurde deutlich, dass nicht nur ein Geschlechterunterschied besteht, sondern auch der Familienstand eine Rolle spielt.
Ein Drittel der Ungleichheit zwischen Müttern und kinderlosen Frauen kann dadurch erklärt werden, dass Frauen mit Kindern viel seltener einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. „Die Tatsache, dass es vor allem die Mütter sind, die nach der Geburt nur noch Teilzeit arbeiten oder für mehrere Jahre ihre Berufstätigkeit unterbrechen, verschärft dann die Situation vor allem im mittleren Alter“, verdeutlicht Dr. Philipp Lersch. Besonders schlecht gestellt sind Frauen, die verhältnismäßig früh ihr erstes Kind bekommen sowie alleinerziehende Mütter.
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