USA: Lebenserwartung sinkt seit 2015
Im Gegensatz zu anderen Industriestaaten sinkt seit dem Jahr 2015 in den USA die Lebenserwartung stetig. Die Ursachen dafür sind vielfältig und teils erschreckend.
Davon betroffen sind vor allem Jüngere und Männer. Als Ursache nennen das Center for Disease Control and Prevention (CDC) und der Jahresbericht für 2017 des National Center for Health Statistics den verschlechterten Gesundheitszustand der Amerikaner und steigende Todesraten bei jungen und mittelalten Bürgern.
Neben der nach wie vor nicht beherrschten Opioid-Epidemie schlagen sich eine steigende Selbstmordrate sowie die zunehmende Zahl an Tötungsdelikten in der Mortalität nieder. 2015 betrug die Lebenserwartung bei Geburt für Frauen und Männer 78,8 Jahre, 0,1 Jahre weniger als 2014. Bei den Männern fiel dieser Rückgang mit 0,2 auf 76,3 Jahre höher aus als bei den Frauen (0,1 auf 81,2 Jahre). Dieser Trend setzte sich 2016 mit nahezu identischen Zahlen fort. Zudem zeichnete sich in diesen beiden Jahren bereits ab, dass die Mortalitätsraten bei jüngeren Menschen anstiegen, am stärksten in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen.
Zum dritten Mal in Folge
Nach den validierten Daten für das Jahr 2017 fiel die durchschnittliche Lebenserwartung für ein Kind, das 2017 in den USA geboren wurde, erneut um 0,1 Prozent auf nunmehr 78,6 Jahre für beide Geschlechter. Während jedoch die Lebenserwartung für Frauen konstant blieb, ging die der Männer wiederum um 0,1 auf 76,1 Jahre zurück. Ebenso wurde 2017 deutlich, dass die Mortalitätsrate in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen gegenüber 2016 mit 2,9 Prozent im Vergleich aller Altersgruppen am stärksten gestiegen ist. Ebenso gravierend ist die Schere zwischen arm und reich. In einem die jüngsten Statistiken begleitenden Kommentar weisen Forscher darauf hin, dass derzeit die Lebenserwartung des ärmsten und des reichsten ein Prozents der US-amerikanischen Bevölkerung bei Frauen um zehn Jahre und bei Männern sogar um 14 Jahre auseinander liegt.
Geflecht verschiedener Gründe
Die Ursachen der rückläufigen Lebenserwartung beziehungsweise der ansteigenden Mortalität sind differenziert zu betrachten. Nicht immer lassen sich eindeutige kausale Zusammenhänge herstellen. So ist es schwierig, Suizide oder tödlich endende Erkrankungen von einer Drogensucht abzukoppeln. Allerdings blieben die zehn häufigsten Todesursachen gleich. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Auch der Anteil von Grippe und Lungenentzündungen mit tödlichem Verlauf nahm mit einem Plus von 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr signifikant zu. Zum anderen dokumentieren die Zahlen einen seit mehr als zwei Jahrzehnten zu beobachtenden Anstieg bei den sogenannten unbeabsichtigten Verletzungen. Darunter fallen beispielsweise Überdosierungen, folgenschwere Stürze und Unfälle, die die Mortalitätsrate nach oben treiben. Seit 1999 stieg diese Zahl um insgesamt 40 Prozent. Allein von 2016 auf 2017 betrug diese Zunahme 4,2 Prozent. Die Zahl der Selbstmorde stieg 2017 binnen Jahresfrist um 3,7 Prozent.
Fehlender Zugang zu medizinischer Versorgung
Die USA verfügen über eines der qualitativ besten Gesundheitssysteme der Welt. Doch dessen Leistungen muss man sich eben auch leisten können. Millionen Amerikaner sind jedoch nach wie vor nicht krankenversichert. Das erschwert ihnen den Zugang zu notwendigen ärztlichen Behandlungen oder Medikamenten. So können sich 16 Prozent derjenigen, die unter der Armutsschwelle leben, eine benötigte Behandlung nicht leisten. Zwölf Prozent von ihnen fehlt das Geld für Medikamente. Selbst für über 15 Prozent der Amerikaner, die eigentlich über der Armutsschwelle liegen, reicht das Einkommen nicht für etwaige Behandlungskosten aus. Die Folgen hinsichtlich der Lebenserwartung und Mortalität liegen auf der Hand.
Lebenswandel mit negativen Folgen
Das trifft ebenso auf ein weiteres Problem für große Teile der US-Bevölkerung zu: die zunehmende Fettleibigkeit infolge falscher Ernährung und mangelnder Bewegung. Auf Grund eines derartigen Lebensstils sind 38 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen als fettleibig oder adipös eingestuft. Damit steigt das Risiko, dass sich durch hohe Cholesterinwerte, zu hohen Bluthochdruck oder Diabetes der gesundheitliche Allgemeinzustand deutlich verschlechtert. Gerade im Alter hat das Folgen. So ziegen die Statistiken, dass von den über 65-Jährigen im Jahr 2017 bereits 61 Prozent als gesundheitlich beeinträchtigt einzustufen sind. Das betrifft mehr als 20 Millionen Amerikaner. 2010 waren es „nur“ 14,7 Millionen. Kommt es nicht zu einer Trendwende, dürfte sich auch dieser Aspekt in einer weiter sinkenden Lebenserwartung für die US-amerikanische Bevölkerung niederschlagen.
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