Wie die Pflege finanzierbar bleibt
Immer mehr ältere Menschen und immer weniger Beitragszahler stellen die Soziale Pflegeversicherung vor ein finanzielles Problem. Eine Studie zeigt, wie wir heute schon die Pflege von morgen sichern könnten.
Die demografische Entwicklung beschert Deutschland von Jahr zu Jahr eine sinkende Zahl jüngerer Menschen und gleichzeitig eine zunehmende Zahl Älterer. In der Kasse der Sozialen Pflegeversicherung reichen dadurch ähnlich wie künftig bei der gesetzlichen Rente die monatlichen Beiträge nicht mehr aus, um die Ausgaben zu schultern.
Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung. Es gibt also in Zukunft ein erhebliches finanzielles Problem, aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung und dem damit auch steigenden Pflegebedarf. Der Personalmangel verschärft die Lage zusätzlich. Bis 2050 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um rund 60 Prozent steigen. Statt derzeit 3,3 Millionen sind dann über fünf Millionen Menschen auf Pflegeleistungen angewiesen.
Hinzu kommt, dass die Pflege durch Angehörige zurückgeht. Die Ursache sind abnehmende familiäre Bindungen und eine steigende Erwerbstätigkeit von Frauen. Wie aber ist das Pflegesystem in 30 Jahren darauf eingestellt? Dieser Frage widmet sich eine aktuelle Analyse der Bertelsmann-Stiftung mit dem Thema „Langzeitpflege im Wandel“. Die Studienautoren untersuchen darin verschiedene Szenarien zur Finanzierung vor allem unter dem Aspekt der Generationengerechtigkeit. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Ausbau des bereits existierenden Pflegefonds besonders die künftigen Arbeitnehmer entlasten würde.
Jetzt schon für die Pflege von morgen sparen
Die Idee ist simpel: Die Rücklagen sollen in den nächsten Jahren durch höhere Beitragssätze weiterwachsen, da der aktuelle Pflegevorsorgefonds den Bedarf in Zukunft bei Weitem nicht decken wird. Die steigenden Lasten in der Zukunft sollen in die Gegenwart gezogen werden. Es soll also erheblich mehr Geld in die Kasse fließen, als derzeit benötigt wird. Der Überschuss dient dann in Zukunft als Puffer, insbesondere wenn die Babyboomer-Jahrgänge ein deutlich erhöhtes Pflegeaufkommen auslösen. Somit könnte der Beitragssatz über lange Zeit stabil gehalten werden. Außerdem verteilen sich dadurch die höheren Belastungen der nächsten Jahrzehnte auf mehrere Generationen. Die Finanzierung ist damit gerechter. Geschieht dies nicht, gerät das Umlagesystem aus der Balance, so die Forscher.
Beitragssatz bliebe bei unter fünf Prozent
Derzeit liegt der allgemeine Pflegesatz bei 3,05 Prozent des Bruttoeinkommens. Kinderlose über 23 zahlen mit 3,3 Prozent etwas mehr ein. Die Bertelsmann-Studie empfiehlt, je nach Szenario, eine Anhebung auf vier bis maximal knapp unter fünf Prozent ab dem nächsten Jahr. Das reiche aus, um die künftig höheren Ausgaben bis ins Jahr 2050 durch den Ausbau des Pflegefonds abzufangen. Jedoch genügt dieser Anstieg nicht, um die Versorgungsqualität nachhaltig zu gewährleisten. So ist es wünschenswert, dass die Löhne im Pflegesektor deutlich steigen. Mit Blick auf die wachsenden Anforderungen sind darüber hinaus wahrscheinlich auch zusätzliche Ausbildungen und Abschlüsse erforderlich, die die Entgelte nach oben treiben. Die Studienautoren wollen die Mehrausgaben durch die erhöhte Lohndynamik mit Bundesmitteln decken. Jährlich wären dafür zu Beginn rund 9,6 Milliarden Euro an Steuergeldern notwendig. Dieser Betrag wächst bis 2050 auf 24,5 Milliarden Euro an.
Etwas unfair bleibt dieser Vorschlag dennoch, da die jetzt über 30-Jährigen bereits heute zu höheren Abgaben gezwungen wären, obwohl dafür noch kein Bedarf besteht. Alle Jahrgänge ab 1990 und älter würden mehr belastet. Alle jüngeren und künftigen Jahrgänge jedoch sind dadurch entlastet. Die Bertelsmann-Hochrechnungen beziffern die höchsten zusätzlichen Abgaben (Jahrgang 1980) auf rund 1.200 Euro. Dies erscheine, so die Forscher, verteilt auf ein ganzes Berufsleben „durchaus verkraftbar“.
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