Lebenserwartung: Wir werden langsam(er) älter
Die Lebenserwartung in Deutschland nimmt zwar weiter zu, allerdings langsamer als zuvor. Auch die Annäherung zwischen den Geschlechtern verlangsamt sich damit.
Regelmäßig berechnen die Experten vom Statistischen Bundesamt Daten zur Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung. Nunmehr teilten sie mit, dass die durchschnittliche Lebenserwartung mit einem Zugewinn von etwa 0,1 Jahre pro Jahr langsamer als noch vor zehn Jahren steigt.
So beträgt sie für neugeborene Mädchen gerundet aktuell 83,3 Jahre und für Jungen 78,5 Jahre. Die Grundlage dieser Berechnungen war die Sterbetafel für den Zeitraum 2016/2018. Bis zur Sterbetafel 2006/2008 hatte die Lebenserwartung Neugeborener jahrzehntelang im jährlichen Durchschnitt noch um rund 0,2 Jahre bei den Mädchen und 0,3 Jahre bei den Jungen zugenommen. Der kontinuierliche Zuwachs an zusätzlicher Lebenszeit schwächt sich somit erkennbar ab. Inzwischen beobachten die Statistiker einen Trend hin zu einem langsameren Anstieg der Lebenserwartung.
Annäherung der Geschlechter ist abgebremst
Gleichzeitig ändert sich auch die bis dato beobachtete Annäherung zwischen Frauen und Männern. Während zu Beginn unseres neuen Jahrhunderts Frauen durchschnittlich noch sechs Jahre länger als Männer lebten, betrug diese Differenz um das Jahr 2010 herum nur noch fünf Jahre. Nach den jüngsten Berechnungen verkürzte sie sich innerhalb der folgenden acht Jahre bis 2018 nur vergleichsweise gering. So beträgt der Unterschied nach den aktuellen Erhebungen zu den Sterblichkeitsraten noch 4,8 Jahre.
Bundesweite Unterschiede sichtbar
Nach wie vor steht der Südwesten der Republik bei der Lebenszeit seiner Bewohner am besten. So können Frauen in Baden-Württemberg mit der höchsten Lebensdauer (84,1 Jahre) rechnen. Auch die Männer in Baden-Württemberg stehen mit 79,7 Jahren deutschlandweit an der Spitze. Die niedrigsten Werte gelten weiterhin für Frauen im Saarland mit 82,1 Jahren sowie für Männer in Sachsen-Anhalt mit 76,3 Jahren. Vergleicht man die Differenz der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern, fällt diese zugunsten der Frauen in Mecklenburg-Vorpommern (6,4 Jahre) am größten und in Hessen (4,3 Jahre) am geringsten aus.
Nur eine Momentaufnahme, keine Prognose
Allerdings verweisen die Forscher darauf, dass es sich bei diesen Zahlen lediglich um eine Momentaufnahme handelt. Diese spiegelt die Sterblichkeitsverhältnisse der gesamten Bevölkerung in Deutschland für den jeweiligen Zeitraum wider. Daher mochten die Statistiker daraus eine Prognose für die künftige Entwicklung der Lebenserwartung ausdrücklich nicht ableiten.
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