Geringverdiener sterben sechs Jahre früher
Männer mit geringem Einkommen sterben im Schnitt sechs Jahre früher als Männer aus wohlhabenden Haushalten. Bei Frauen fallen die Unterschiede kleiner aus.
Der Beruf ist entscheidend dafür, wann wir sterben. Je geringer dabei das Einkommen und je höher die gesundheitlichen Belastungen durch den Job sind, desto kürzer fällt die fernere Lebenserwartung aus. Auch die Beschäftigungsart ist entscheidend.
Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die der Sozialverband VdK in Auftrag gab. Die Berufsgruppe mit der längsten Lebenserwartung bilden Beamte. Wer als Beamter das 65. Lebensjahr erreicht, wird im Schnitt 87,2 Jahre alt. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Damit leben Beamte rund vier Jahre länger als Arbeiter, die mit 83,1 Jahren am frühesten sterben. Dazwischen reihen sich Angestellte (86,3 Jahre) und Selbstständige (85,2 Jahre) ein. Die Beschäftigungsart gibt also Aufschluss darüber, wie lange die Lebenserwartung und damit auch die Rentenzeit im Durchschnitt ausfällt. Bei einem Renteneintritt mit 67 Jahren können sich Beamte folglich auf über 20 Jahre Pensionszeit freuen. Arbeiter haben hingegen nur 16 Jahre Ruhestand vor sich. Hinzu kommt, dass Personen mit hohen Arbeitsbelastungen öfter frühzeitig versterben.
Ebenso ausschlaggebend für die Lebensdauer ist zudem die Höhe des Gehalts. Die niedrigste und höchste Einkommensgruppe, in die die Studienteilnehmer eingeteilt wurden, trennen knapp fünf Jahre bei der Lebenserwartung. Ärmere Rentner sterben folglich rund fünf Jahre früher als wohlhabende.
Gravierendere Unterschiede bei den Männern
Es kommt außerdem zu deutlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Damit ist nicht gemeint, dass Männer grundsätzlich früher sterben als Frauen. Die Abweichungen bei der Lebenserwartung in verschiedenen Gehaltsklassen fällt bei Männern gravierender aus als bei Frauen. So leben Männer mit einem geringen Lohn im Schnitt sechs Jahre kürzer als gutverdienende. Bei Frauen fällt diese Abstufung mit vier Jahren hingegen niedriger aus. Auch bei der mittleren Einkommensschicht bleibt bei den Männern noch ein Unterschied von über vier Jahren im Gegensatz zu wohlhabenden Haushalten. Frauen mit einem mittleren Gehalt leben hingegen „nur“ 2,5 Jahre kürzer als gutverdienende Frauen.
Rentenalter nach Beruf staffeln?
Wird angenommen, dass es am gerechtesten ist, wenn alle Menschen gleich lange im Ruhestand sind, müsste das System verändert werden. Der VdK schlägt diesbezüglich vor, das Renteneintrittsalter an die Berufsgruppe zu koppeln. Beamte müssten somit am längsten erwerbstätig bleiben. Arbeiter mit niedrigen Einkommen und hohen gesundheitlichen Belastungen dürften hingegen am frühesten in Rente gehen, da sie auch am kürzesten leben. Da Arbeiter meist körperlich anstrengende Jobs ausüben, sind sie physisch oftmals auch nicht in der Lage, bis zur Regelaltersgrenze von 67 die jetzige Tätigkeit auszuüben.
Um diesen Vorschlag umzusetzen, müsste zunächst das Renteneintrittsalter für verschiedene Berufsgruppen definiert werden. Dafür bräuchte es Studien, die Aussagen über alle Berufsgruppen in Deutschland in Bezug auf die Lebenserwartung treffen. Dieses System wäre sehr komplex, da sich Anforderungen von Berufen über die Zeit verändern und sich somit auch die Lebenserwartung ständig anpasst. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen verschiedene Tätigkeiten während ihres Lebens ausüben mit dann jeweils unterschiedlichen Renteneintrittsaltern.
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