Lohnungleichheit wächst weiter
Das Gehalt bei schlecht bezahlten Jobs steigt weniger stark als in höher qualifizierten Berufen. Die Lohnungleichheit nimmt in Deutschland damit weiter zu.
Die Gehälter im unteren Lohnsegment wuchsen in den vergangenen Jahren kaum. Währenddessen stiegen sie im oberen Drittel um gut 17 Prozent an. Die Lohnungleichheit vergrößert sich dadurch. Ein Trend wirkt dem jedoch entgegen.
Das zeigt eine aktuelle Studie des Wiesbadener Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, die in dem Wissenschaftsmagazin Demografische Forschung aus Erster Hand vorgestellt wurde. Dafür teilten die Forscher die Lohnsegmente in sogenannte Perzentile ein. Das ist so vorstellbar, dass 100 Menschen repräsentativ für die gesamte Gehaltsstruktur in Deutschland stehen. Das unterste Perzentil verdient am wenigsten, das obere am meisten.
Der Mensch in der Mitte, also der Median, bekam 1992 einen Stundenlohn von rund 13,50 Euro brutto. 20 Jahre später erhielt er mit 15 Euro gut 13 Prozent mehr Gehalt. Ganz anders veränderten sich hingegen die Löhne in den unteren und oberen Schichten. Alle konnten sich zwar über ein Wachstum bei den Gehältern freuen, jedoch stieg beim 90. Mensch im gleichen Zeitraum der Lohn mit 18 Prozent deutlich stärker als beim 10. Mensch, der nur fünf Prozent mehr einnahm. Die Gehälter von Geringverdienern steigen folglich bedeutend langsamer als in der oberen Schicht. Das führt insgesamt zu einer immer größer werdenden Lohnungleichheit in Deutschland.
Gering und höher Qualifizierte driften stark auseinander
Weitere Unterschiede gibt es bei den verschiedenen Qualifikationsniveaus. Die Studie differenziert dabei zwischen geschlossenen und offenen Berufen. Bei geschlossenen Jobs benötigen die Menschen eine bestimmte Ausbildung. Bei offenen Berufen ist hingegen keine Qualifikation erforderlich. Die Entwicklung der Löhne nach Qualifikationsniveau ist erschreckend. Stiegen in den letzten 20 Jahre die Gehälter bei geschlossenen Berufen um mehr als ein Drittel, gingen sie bei den offenen Berufen sogar um fünf Prozent zurück. Bei einem Job, für den keine Ausbildung erforderlich ist, verdiente ein Arbeiter 1992 folglich mehr Gehalt als 2012.
Eine positive Entwicklung zeigt sich hingegen in den überwiegend von Frauen ausgeübten Berufen. Ihre Gehälter stiegen mehr als bei den männerdominierten Jobs und konnten deutliche Lohnzuwächse verzeichnen. Ohne die Gehaltszuwächse bei den Frauen würde die Lohnungleichheit zwischen dem oberen und unteren Perzentil um 25 Prozent stärker ausfallen. Dieser Trend wirkt der aktuellen Entwicklung zwar entgegen, kann die immer größer werdende Lohnungleichheit allerdings nicht stoppen. Insgesamt hat Deutschland weiterhin einen der größten Gender Pay Gaps in Europa. Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern liegt hierzulande bei über 20 Prozent.
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