Elterngeld verändert soziale Normen
Vor zehn Jahren wurde in Deutschland das Elterngeld eingeführt.
Es ermöglicht beiden Elternteilen, das erste Jahr ihres Kindes aktiver mitzuerleben, indem es ihren Verdienstausfall teilweise ersetzt. Väter sollen dadurch ermutigt werden, sich aktiv an der Betreuung des Neugeborenen zu beteiligen. Den Müttern soll das Elterngeld ermöglichen, wieder zeitnah in den Beruf zurückzukehren, während der Vater das Baby versorgt.
So will der Staat den ungleichen Karrieremöglichkeiten von Männern und Frauen etwas entgegen setzen. Das Elterngeld in maximaler Höhe können nur Paare nutzen, die sich die Kinderbetreuung untereinander aufteilen.
Bisher ging man davon aus, dass Mütter unabhängig vom Einkommen in der Regel zwölf Monate Elterngeld beziehen. Neue Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigen nun, dass das Elterngeld durchaus auch einen gesellschaftlichen Effekt hat. Es verändert soziale Normen.
Frauen mit geringem Einkommen gehen früher an ihren Arbeitsplatz zurück als zu Zeiten des Erziehungsgeldes, das 2007 vom Elterngeld abgelöst wurde. Hingegen pausieren Frauen mit mittlerem und hohem Einkommen länger vom Beruf. Die Wissenschaftlerinnen fanden heraus, dass Mütter ihre Entscheidung, wann sie in ihren Beruf zurückkehren, von anderen Müttern in ihrem Kollegium abhängig machen. Mit Blick auf die Väter scheint es mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert zu sein, dass sie in Elternzeit gehen. Meist allerdings nur für die minimale Dauer von zwei Monaten.
Rollenverständnisse zwischen den Geschlechtern werden egalitärer
Erstaunlicherweise hat das Elterngeld auch Auswirkungen auf Nicht-Elterngeld-Bezieher. So haben Großeltern, deren Söhne nach Einführung des Elterngeldes Väter wurden, ihre Vorstellungen von der Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau verändert. „Es war von der Politik gewünscht, dass sich Einstellungen und soziale Normen verändern. Das ist gelungen, denn das Rollenverständnis von Männern und Frauen ist zumindest ein Stück weit egalitärer geworden, sogar bei den Großeltern“, erläutert Dr. Katharina Wrohlich aus der Forschungsgruppe Gender Studies des DIW Berlin. Dennoch bleibt festzuhalten, dass es im Großen und Ganzen Frauen sind, die zuhause bleiben und sich um die Betreuung des Nachwuchses kümmern. Somit gibt es immer noch einen großen Nachholbedarf.
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