Wie reich sind wir wirklich?
Viele Deutsche schätzen sich deutlich ärmer ein, als es der Realität ihrer Vermögenswerte und Haushaltseinkommen entspricht. Sich selbst als reich zu bezeichnen, gilt fast schon als Absurdität.
Gehören Sie zu den oberen zehn Prozent in Deutschland? Nur sehr wenige würden diese Frage wohl bejahen. Zu den oberen 20 Prozent zählen sich tatsächlich nicht einmal drei Prozent der Deutschen. Doch ab wann gehören wir eigentlich zur Upper Class?
Mit den Vermögensgrenzen der Bundesbürger beschäftigt sich eine neue Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Demnach gehören Haushalte mit einem Nettovermögen von mehr als 477.000 Euro zu den oberen 10 Prozent in Deutschland. Zum Vermögen gehören dabei auch Immobilienwerte. Wer also in einem abbezahlten Haus in guter Lage wohnt, hat gute Chancen, zur Oberschicht zu gehören. Das ist auch der Grund dafür, weshalb die reichsten Deutschen in der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen zu finden sind. In jüngeren Jahren schmälern Kredite für Immobilien, Studium oder Ausbildung häufig das Vermögen. Zudem sind Paare pro Kopf im Schnitt häufiger reich als Singles.
In der Upper Class mit nur 72.000 Euro
Sie haben keine halbe Million auf dem Konto und möchten trotzdem zu den oberen 10 Prozent gehören? Auch das ist möglich, wenn sie noch jung sind. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen sind die Vermögensgrenzen nämlich deutlich niedriger. Ein Haushalt mit einem Haupteinkommensbezieher unter 30 Jahren gehört bereits zum reichsten Zehntel diese Altersgruppe, wenn er über ein Vermögen oberhalb von 71.300 Euro verfügt. Bei den 55- bis 59-Jährigen liegt die Grenze mit 625.400 Euro fast neunmal so hoch.
Je älter man ist, desto mehr Geld besitzt man in der Regel auch. In jungen Jahren Vermögen aufzubauen, ist eher die Ausnahme. Mit unter 30 Jahren deutschlandweit zur Upper Class zu gehören, schaffen nur die wenigsten. Diese Altersgruppe ist deutlich unterrepräsentiert in den oberen zehn Prozent. Zu hoch sind oft die Schulden aus der Ausbildung. Zudem nehmen viele einen Kredit auf, um ein Eigenheim zu finanzieren, was negativ auf die Vermögensbilanz wirkt. Jeder fünfte Deutsche unter 30 ist sogar verschuldet.
Paare sind reicher als Singles
Wer sich einen Partner sucht, hat darüber hinaus bessere Chancen auf ein großes Vermögen. Viele Ausgaben werden eins zu eins geteilt. Auch wenn die Wohnung von Paaren im Schnitt größer ist als von Alleinlebenden, so zahlen sie pro Kopf deutlich weniger Miete. Zu den oberen zehn Prozent gehören Paarhaushalte ab einem Vermögen von rund 600.000 Euro. Bei Singles liegt der Wert bei 305.000 Euro. Das erscheint zunächst logisch: Doppelt so viele Personen haben doppelt so viel Geld. Werden die Zahlen jedoch mit den Durchschnittsvermögen verglichen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. So verfügen Paare im Schnitt aller Deutschen über ein Vermögen von gut 150.000 Euro, unabhängig ob mit oder ohne Kindern. Singles und Alleinerziehende haben indes nur 20.000 Euro auf der hohen Kante – fast achtmal weniger. Als Single reich zu werden, gestaltet sich folglich deutlich schwieriger.
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