Einkommen in der Pandemie weniger ungleich
Beim Haushaltsnettoeinkommen hat die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass – zumindest temporär – die Einkommensungleichheit zurückging.
Wie die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) zeigen, ist die Ungleichheit vor allem deshalb geschrumpft, weil wegen der Einschränkungen während der Pandemie viele Selbstständige reduzierte Einkommen bezogen. Insgesamt verharrt die Einkommensungleichheit allerdings auf einem hohen Niveau.
Ein ähnliches Szenario war bereits während der Finanzkrise beobachtet worden. Die Einkommen der oberen Hälfte der Einkommensverteilung sanken stärker als die der unteren Lohngruppen. Das führte letztlich dazu, dass sich die Lücke zwischen beiden Kohorten verringerte. Für seine Auswertung hat Studienautor Markus M. Grabka im Rahmen einer Sondererhebung des Sozio-oekonomischen Panels Zahlen für den Zeitraum des zweiten Lockdowns im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 herangezogen.
Selbstständige verdienten weniger
Die Eindämmungsmaßnahmen während der Corona-Pandemie haben insbesondere Selbstständigen Einkommensverluste beschert. Das Defizit betrug durchschnittlich 460 Euro beziehungsweise minus 16 Prozent. Dagegen stiegen die Einkommen von Angestellten- und Beamtenhaushalten nominal um fünf Prozent. In den anderen betrachteten Haushaltstypen gab es keine größeren Einkommensänderungen. Da allerdings Selbstständige vor allem in der oberen Hälfte der Einkommensverteilung zu finden sind und andere Berufsgruppen in ihren Einkommen im Durchschnitt weitestgehend stabil blieben oder sogar zulegen konnten, hat sich somit die allgemeine Einkommensungleichheit im zweiten Lockdown im Vergleich zu 2019 verringert. So fiel der für die Einkommensungleichheit herangezogene Gini-Koeffizient von 0,29 auf 0,27. Damit liegt Deutschland etwas unter dem Durchschnitt aller OECD-Staaten mit einem Vergleichswert von 0,31.
Nur Momentaufnahme, keine langfristige Vorhersage
Allerdings könnten die Folgen der Pandemie, Insolvenzen, Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, noch zu deutlichen Veränderungen führen. Damit verbundene Gefahren sieht auch der Studienautor: „Die sinkende Ungleichheit ist allerdings nur eine Momentaufnahme. Zieht sich die Pandemie noch weit in das Jahr hinein und verschärfen sich die Eindämmungsmaßnahmen noch einmal, könnte dies mit steigenden Insolvenzzahlen und zunehmender Arbeitslosigkeit einhergehen und auch die Einkommenssituation in der Breite treffen“. Um dies möglichst zu verhindern, sollte laut Autor die Politik auf der einen Seite möglichst zielgenau Selbstständige und mittelständische Unternehmen finanziell unterstützen. Auf der anderen Seite wünscht sich der Autor, dass „mit weiteren Anstrengungen der Niedriglohnbereich verkleinert werden könnte.“
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