Mieter oder Eigentümer: Wer ist im Vorteil?
Den Traum von der eigenen Immobilie verbinden viele Deutsche auch mit mehr finanzieller Unabhängigkeit im Alter. Doch nicht überall in Deutschland zahlt sich das gleichermaßen aus. Überraschenderweise stehen Bayern beziehungsweise München mal nicht an der Spitze.
In seinem „Wohnkostenreport 2020“ hat der Immobilienvermarkter Accentro deutschlandweit für alle 401 Landkreise und Städte nachgerechnet, wie der finanzielle Vorteil von Eigentümern gegenüber Mietern ausfällt.
Dabei gibt es regional teils gravierende Unterschiede. Pauschal betrachtet beträgt im bundesweiten Durchschnitt der Vorteil von Eigentum zu Miete 48,5 Prozent. Das heißt, 100 Euro Wohnkosten bei Eigentümern stehen 148,50 Euro bei Mietern gegenüber. Doch die Werte schwanken nicht nur regional. Erwartungsgemäß fällt der Vorteil gerade in Metropolen mit seit Jahren gestiegenen Mietpreisen im Vergleich zu ländlichen Gegenden noch höher aus.
Trier an der Spitze
Dass gerade in der rheinischen Metropole Köln der sogenannte Selbstnutzervorteil langfristig besonders zu Buche schlägt, dürfte vielleicht eine Überraschung sein. Doch auch in Düsseldorf kommen Eigentümer gegenüber Mietern deutlich besser weg. In München und Hamburg hingegen, seit vielen Jahren Synonyme für besonders teure Mietangebote in Deutschland, dürften sich auch die teilweise exorbitant hohen Kosten für Baugrundstücke, Erschließung oder letztlich den Hausbau im Ergebnis niederschlagen. Demzufolge fällt dort der Selbstnutzervorteil im Schnitt etwas geringer aus. Doch generell sind Investoren auch in den anderen Großstädten des Landes als selbstnutzende Eigentümer ihrer Immobilie langfristig klar im Vorteil gegenüber Mietern. Bestes Beispiel ist Wolfsburg. In der VW-Stadt beträgt der Selbstnutzervorteil sogar 64,9 Prozent. Darüber liegt unter den größeren Städten nur noch Trier mit 65,2 Prozent.
Auf dem Land gerät der Vorteil ins Schwanken
Unter den Landkreisen gibt es in Deutschland große Schwankungen zwischen den einzelnen Kreisen, Bundesländern und Regionen. So fällt der Eigentümer-Vorteil vor allem im Ruhrgebiet deutlich geringer aus als im bundesweiten Durchschnitt. Hier ermittelte der Report für den Selbstnutzervorteil oft Werte unter 25 Prozent. Das Gegenteil lässt sich für ländliche Gebiete in Niedersachsen, Brandenburg, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern sagen. Laut Studie wurde dort oftmals ein Selbstnutzervorteil errechnet, der gegenüber den Mietern weit über 60 Prozent und mehr beträgt. So kommt die Studie im thüringischen Sömmerda sogar auf einen Vergleichswert von 74,7 Prozent. Für einige Regionen oder Städte Deutschlands weist die Studie allerdings einen Vorteil der Mieters gegenüber dem Eigentumserwerb aus – beispielsweise in Wuppertal, Remscheid oder Hagen im Westen beziehungsweise im Osten im sächsischen Chemnitz.
Eigentum nach wie vor relativ preiswert zu finanzieren
Dass vor allem städtische Immobilien noch gut finanzierbar sind, liegt an der nach wie vor günstigen Zinssituation. Sie resultiert aus der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinspolitik der EZB und den daraus abgeleiteten Zinsangeboten für Hauskäufer. So lag laut Studie der Zins deutscher Banken für Darlehen privater Haushalte für Wohnungsbaukredite mit zehnjähriger Zinsbindung im Jahresdurchschnitt bei 1,96 Prozent (2018) und sank nochmals auf 1,54 Prozent (2019). Derzeit sieht es nicht so aus, als ob sich an diesen Sätzen so schnell etwas ändert.
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