Gefühlt mehr als sieben Jahre jünger
Viele Menschen aus der Generation der 65- bis 85-Jährigen beziffern ihr gefühltes Alter deutlich niedriger, im Durchschnitt um 7,5 Jahre. Das ist ein Ergebnis der gerade veröffentlichten Generali Altersstudie 2017.
Diese positive Wahrnehmung ist nicht nur bei den jungen Alten, sondern übergreifend auch bei den 80- bis 85-Jährigen zu beobachten. Darüber waren die Autoren der Studie selbst erstaunt. Jeder zweite Befragte (49 Prozent) dieser Altersgruppe fühlt sich trotz der unausweichlichen Altersbeschwerden jünger, als das kalendarische Alter es vorgibt.
Insgesamt zeichnet die Generation ein mehrheitlich positives Lebensgefühl aus. Auf einer Skala von null („überhaupt nicht zufrieden“) bis zehn („völlig zufrieden“) kommen die 65- bis 85-Jährigen nach eigener Einschätzung auf durchschnittlich 7,2. Dabei existieren nur marginale regionale Unterschiede. Die zufriedensten Rentner wohnen in Schleswig-Holstein (7,5). Ihre Nachbarn in Mecklenburg-Vorpommern, die in der Befragung die niedrigsten Zufriedenheitswerte hatten, liegen im Durchschnitt aber immerhin noch bei 6,8. Die Spannbreite ist damit sehr gering.
Weitgehende Zufriedenheit ist aber nur ein Kennzeichen der älteren Generation. Die Mehrheit führt zudem ein abwechslungsreiches und aktives Leben. Beispiel Mobilität: Mehr als die Hälfte der 65- bis 85-Jährigen fährt selbst noch Auto. Bei den 65- bis 69-Jährigen sind es mit 69 Prozent immerhin mehr als doppelt so viele wie im Jahr 1985 (30 Prozent). Unter den 80- bis 85-Jährigen stieg der Anteil der Autofahrer in diesem Zeitraum sogar um mehr als das Zehnfache. 38 Prozent dieser Altersklasse nutzen heute noch den eigenen Pkw.
Zwei Drittel ziehen positive wirtschaftliche Bilanz
Die verbreitete Lebenszufriedenheit beruht sicherlich zu einem Gutteil auch auf der stabilen wirtschaftlichen Lage der Älteren. Mit 62 Prozent ziehen fast zwei Drittel der untersuchten Altersgruppe eine positive wirtschaftliche Bilanz. Zehn Prozent bezeichnen ihre finanzielle Situation als sehr gut, 52 Prozent als gut, 31 Prozent als durchschnittlich. Lediglich sechs Prozent stufen die wirtschaftliche Lage als schlecht oder sehr schlecht ein.
Das Leben der anderen: schlechter als das eigene
Die Altersstudie brachte aber auch ein Paradoxon ans Tageslicht: Obwohl die eigene Lage mehrheitlich als positiv bewertet wird, schätzen die Befragten die Situation ihrer Altersgruppe insgesamt deutlich negativer ein. 48 Prozent der 65- bis 85-Jährigen gehen davon aus, dass die materielle Lage der meisten älteren Menschen in Deutschland mäßig ist, weitere 31 Prozent vermuten sogar, dass es den meisten ihrer Altersgenossen schlecht geht. Offenkundig gehen viele davon aus, dass sie selbst im Vergleich zu ihrer Generation besser gestellt sind.
Fortsetzung folgt – leider nicht
Die Generali Altersstudie wurde zum zweiten Mal aufgelegt. Die erste Ausgabe erschien 2013. Schon die Studie 2013 hatte ein deutlich neues Bild vom Alter gezeigt. Statt passiv und zurückgezogen leben ältere Menschen in Deutschland optimistisch, aktiv und motiviert. Eine Fortsetzung dieser Befragungen wird es aber leider wahrscheinlich nicht geben. Die Generali zieht sich aus der Untersuchung der Lebenslage Älterer zurück. So war vom Generali-Zukunftsfonds, unter dessen Dach die Altersstudien aufgelegt worden sind, bei der Präsentation der Ergebnisse in Berlin schon kein Wort mehr zu hören. Das ist ausgesprochen schade. Gerade angesichts der Diskussion um künftige Altersarmut und über die Auswirkungen der Rentenreformen wäre es gesellschaftlich ausgesprochen hilfreich, wenn es eine Studie dieser Art auch in Zukunft geben würde. Damit wären längfristige Vergleiche und Trendeinschätzungen möglich geworden.
Die Generali Altersstudie wurde im Auftrag der Generali Deutschland AG vom Institut für Demoskopie Allensbach angefertigt. Dafür wurden 4.133 Personen persönlich-mündlich (face-to-face) befragt. Die Ergebnisse sind als Buch unter dem Titel „Generali Altersstudie 2017 – Wie ältere Menschen in Deutschland denken und leben“ (Springer Verlag GmbH) erhältlich.
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