Bei Müttern heißt ein kurzer Arbeitsweg weniger Lohn
Frauen verkürzen im Gegensatz zu Vätern nach der Geburt des ersten Kindes häufig ihren Arbeitsweg. Dadurch verdienen sie jedoch im Schnitt ein Drittel weniger.
Wenn Mütter zu einer wohnortnahen Arbeitsstelle wechseln, ist das in der Regel mit hohen Gehaltsverlusten verbunden. Forschern zufolge ist das mit einer der Gründe des deutlichen Lohngefälles zwischen Männern und Frauen, dem sogenannten Gender Pay Gap.
Das zeigt eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, die das Wissenschaftsmagazin Demografische Forschung aus Erster Hand kürzlich vorstellte. Der Gender Pay Gap liegt in Deutschland aktuell bei 18 Prozent. Bis zum 7. März haben Frauen demnach umsonst gearbeitet für das Jahr 2022 im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Ein Viertel des Lohngefälles zwischen Müttern und Vätern ist nach den Studienergebnissen durch den Jobwechsel der Frau nach der Geburt zu erklären. Jede dritte Mutter verringert nach dem ersten Baby den Weg zur Arbeitsstelle. Überwiegend wird dafür der alte Job gekündigt und ein neuer in der Umgebung angenommen. Seltener zieht die Frau mit ihrer Familie näher an ihren aktuellen Arbeitsort um. Durch den kürzeren Weg bleibt dann zwar mehr Zeit für die Familie, allerdings erleiden Frauen dadurch einen Lohnausfall von bis zu 30 Prozent. Männer hingegen verringern ihre Pendelzeit als werdende Väter eher selten und verzeichnen somit auch beim Gehalt kaum Einbußen. Das gilt unabhängig davon, welches Elternteil wie viel Elternzeit in Anspruch nimmt.
Familienzeit ist Müttern oft wichtiger als das Gehalt
Im Durchschnitt erhalten Mütter durch die verkürzte Pendelzeit einen um rund elf Prozent geringeren Stundenlohn. Frauen, die nicht umziehen, sondern den Job wechseln, verdienen im Anschluss durchschnittlich sogar 30 Prozent weniger Gehalt. Zusätzlich ist die neue Arbeitssituation meist eine dauerhafte Lösung. So verändert sich auch in den kommenden sieben Jahren die Pendeldistanz von Frauen fast nicht. Hinzu kommt ein weiterer Nachteil. Mütter arbeiten häufig in Teilzeit und treten die neue Arbeitsstelle demnach meist mit geringerer Stundenzahl an als die vorherige. Ein späterer Wechsel in Vollzeit ist beim neuen Arbeitgeber aber nicht immer möglich.
Die Ursachen für das geringere Gehalt nach dem Jobwechsel sind vielfältig. Einerseits verringern Frauen die Arbeitszeit, andererseits geht firmenspezifisches Wissen nach einer langen Betriebszugehörigkeit verloren, was im alten Unternehmen oftmals mit einem höheren Lohn einherging. Ebenso wechseln Mütter nach den Studienautoren häufiger zu kleineren Firmen, die schlechter bezahlen. Zudem werden mitunter Jobs angenommen, die dem Qualifikationsprofil nicht gut entsprechen, da die Auswahl um den Wohnort begrenzt ist.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
Frauen zu Unrecht auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt
Frauen werden durchschnittlich schlechter bezahlt, sind häufiger geringfügig beschäftigt und seltener in Führungspositionen anzutreffen.
Artikel lesenPandemie: Väter traten beruflich kürzer als Mütter
Väter schraubten die Arbeitszeit während der Pandemie stärker zurück als Mütter. Führte Corona zu einer Verschiebung des klassischen Rollenbildes?
Artikel lesenUnerfüllter Kinderwunsch öfter bei Geringverdienern
Das Einkommen spielt eine große Rolle beim eigenen Kinderwunsch, wenn künstliche Befruchtung zum Tragen kommt. Unverheiratete Paare haben es schwerer.
Artikel lesen