Frauen zu Unrecht auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt
Frauen sind im Schnitt gebildeter als Männer und nehmen häufiger an Weiterbildungen teil. Dennoch werden sie schlechter bezahlt, sind öfter geringfügig beschäftigt und seltener in Führungspositionen anzutreffen.
Beim schulischen Bildungsniveau haben Frauen Männer mittlerweile überholt. So absolvieren Schülerinnen häufiger das Abitur und die mittlere Reife als ihre männlichen Klassenkameraden. Auch bei der beruflichen Qualifikation sind Frauen führend. Jedoch spiegelt sich diese Überlegenheit nicht auf dem Arbeitsmarkt wider.
Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach verdienten Frauen 2020 pro Arbeitsstunde 18 Prozent weniger als Männer. Aus der Lohnlücke entsteht im Ruhestand zusätzlich ein geringeres Alterseinkommen. Die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern liegt derzeit bei fast 50 Prozent. Das liegt unter anderem an der geringeren Erwerbsbeteiligung von Frauen, jedoch nicht ausschließlich. Männer sind mit sieben Prozentpunkten zwar häufiger berufstätig als Frauen, dennoch treffen Niedriglöhne unter allen Vollzeitbeschäftigten Frauen wesentlich öfter. Weniger als 2.000 Euro brutto im Monat verdienen nur neun Prozent der Männer im Gegensatz zu 17 Prozent der Frauen in Vollzeit.
Zudem gehen Männer deutlich seltener einer Teilzeitbeschäftigung nach. Fast jede zweite Frau in Deutschland arbeitet Teilzeit im Vergleich zu nur jedem neunten Mann. Die Gründe liegen vor allem in der Kinderbetreuung, für die Mütter weiterhin deutlich häufiger beruflich kürzer treten als Väter. Bei Paaren mit Kindern arbeiten zwei von drei Frauen in Teilzeit, während 94 Prozent der Väter weiterhin einer Vollzeitstelle nachgehen. Auch die Elternzeit wird von Männern seltener genutzt. So beantragen weniger als die Hälfte der berufstätigen Väter Elterngeld im Vergleich zu fast allen Müttern (98 Prozent). Jedoch steigen die Werte für die Männer seit Jahren stetig an. Seit 2007 haben sie sich fast verdoppelt.
Frauen sind seltener in Führungspositionen
Unter allen Vollzeitbeschäftigten besetzen Männer 1,3mal häufiger eine leitende Stelle. Unter den Teilzeitangestellten arbeiten sie sogar doppelt so oft in einer Führungsposition. Besonders in der ersten Chefetage sind Frauen dabei mit 27 Prozent deutlich unterrepräsentiert. Unter den 160 größten deutschen Unternehmen an der Börse besetzen weibliche Kollegen nur elf Prozent aller Vorstandssitze. Darüber hinaus ist dort nur jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau. Besonders die bestbezahltesten Positionen im Unternehmen werden folglich öfter von Männern ausgeübt.
Auch bei der Selbstständigkeit zeigt sich ein ähnliches Bild. So liegt der Frauenanteil unter allen Selbstständigen bei nur einem Drittel. In den letzten Jahren stieg er jedoch leicht. Gleichzeitig stellen Frauen unter den Solo-Selbstständigen einen überproportional hohen Anteil. Das bedeutet, dass sie keine Mitarbeiter beschäftigen und dadurch laut Statistischem Bundesamt ein erhöhtes unternehmerisches Risiko tragen.
Männer sind häufiger schwerer körperlicher Arbeit ausgesetzt
Doch es gibt auch Bereiche, in denen Männer im Gegensatz zu Frauen auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. So ist die Leiharbeit weiterhin stark männlich dominiert – eine Branche, die bekannt ist für ihre schlechten Löhne und Arbeitsbedingungen. Zudem sind Männer häufiger klassischen Arbeitsbelastungen ausgesetzt wie körperlich schwerer Arbeit oder Lärmbelästigung.
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