Jeder Fünfte bricht seine Ausbildung ab
19 Prozent der Deutschen brechen frühzeitig ihre betriebliche Ausbildung ab. Fast jeder siebente Azubi bleibt dauerhaft ohne Abschluss. Mit fatalen Folgen.
Wer keinen Abschluss hat, verdient im Schnitt weniger Lohn, ist häufiger arbeitslos und gibt an, weniger zufrieden mit seinem Leben zu sein. Auch die gesetzliche Rente fällt im Alter unter diesen Bedingungen niedriger aus. 15 Prozent und damit fast jeder Siebente brechen die betriebliche Ausbildung ab und bleiben dann auch dauerhaft ohne Abschluss.
Jene, die ihre Ausbildung nur unterbrechen und später woanders fortführen, haben hingegen ähnliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie Absolvierende. Das bestätigt eine aktuelle Langzeitstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Dafür analysierten die Forscher die Ausbildungsverläufe in den Jahren 1999 bis 2002 aus dem Saarland und schauten dabei auch auf die späteren 15 Berufsjahre. Es zeigte sich, dass jeder Fünfte den ersten Ausbildungsvertrag vorzeitig auflöste. Einige führten die Ausbildung später oder in einer anderen Betriebsstätte fort. Andere wiederum wählten einen neuen Berufszweig. Der Mehrheit der Unterbrechenden jedoch verlässt das Ausbildungssystem dauerhaft und verbleibt auch während der nächsten 15 Jahre ohne beruflichen Abschluss. Die Abbrecher sind dabei überwiegend Männer unter 20 Jahren mit einem Hauptschulabschluss. Dennoch erschreckend: Jeder zehnte Abbrecher hat Abitur.
40 Prozent der Abbrüche gehen vom Betrieb aus
Doch nicht immer sind die Azubis selbst an der Misere schuld. Oftmals haben sie einfach Pech bei der Wahl der Betriebsstätte. So sind 40 Prozent der Ausbildungsabbrüche auf eine Kündigung seitens des Arbeitgebers zurückzuführen. Die Gründe dafür sind einerseits eventuelles Fehlverhalten der Lehrlinge, aber andererseits auch betriebliche Ursachen, für die der Auszubildende nichts kann. Betriebsschließungen und Insolvenzen sind dabei der häufigste Grund für ein Ausbildungsende, das vom Unternehmen ausgeht. Vor allem Kleinstunternehmen mit maximal 10 bis 50 Beschäftigten sind betroffen und weisen eine hohe Anzahl von Vertragsauflösungen auf. Großbetriebe mit mindestens 250 Angestellten haben hingegen die meisten Absolvierenden. Zudem gibt es hier höhere Übernahmequoten und ein durchschnittlich besseres Gehalt.
Nochmal umschwenken – je früher, desto besser
Ein rasches Ausbildungsende ist aber nicht zwingend mit Nachteilen verbunden, schlussfolgern die Studienautoren. Es bietet auch die Chance, die ursprüngliche Berufswahl nochmal zu überdenken und sich neu zu orientieren. Mitunter finden Jugendliche nicht sofort den passenden Ausbildungsplatz nach der Schule und entscheiden sich zunächst für einen anderen Betrieb, um langen Wartezeiten zu entgehen. Sie starten sozusagen eine Ausbildung zweiter Wahl. Die Studienergebnisse zeigen: Wer unglücklich mit der Berufswahl ist, sollte lieber früh als spät umschwenken. Lehrlinge, die schon im ersten Ausbildungsjahr den Vertrag auflösen, beginnen häufiger erfolgreich eine zweite Lehre. Wer hingegen erst im zweiten Jahr geht, hat bereits eine fünffach höhere Wahrscheinlichkeit, dauerhaft ohne Abschluss auf dem Arbeitsmarkt zu sein. Werden Verträge erst im letzten Lehrjahr beendet, beginnen nur die wenigsten noch mal eine neue Ausbildung. Hier liegen die Gründe aber vor allem im Nichtbestehen der Abschlussprüfungen.
Wer die Ausbildung abbricht und in einem anderen Betrieb weitermacht oder neu anfängt, auf den warten überraschenderweise keine großen Nachteile. So hat die Gruppe der sogenannten Unterbrechenden bereits nach fünf Jahren praktisch keine Lohnunterschiede mehr zu den Absolvierenden, die direkt bei der ersten Ausbildungsstätte den Abschluss machten.
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