Versicherer für Online-Rentenkonto
Die Versicherungsgesellschaften in Deutschland sprechen sich für ein Online-Rentenkonto in öffentlich-privater Partnerschaft aus. Das ergab eine Umfrage des Wieslocher Finanzdienstleistungsunternehmen MLP.
Eine große Mehrheit der befragten Versicherer (89,5 Prozent) unterstützt die Einrichtung eines säulenübergreifenden Informationsportals zur Altersvorsorge und wäre bereit, die dafür erforderlichen Daten zur Verfügung zu stellen. Dabei sehen 84 Prozent die Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft in einer öffentlich-privaten Partnerschaft als gute Option an, um ein solches Online-Portal einzurichten, so wie dies in Schweden der Fall ist.
MLP hatte eine ähnliche Umfrage bereits ein Jahr zuvor angestellt. Im Vergleich dazu ist die Bereitschaft in der Assekuranz leicht zurückgegangen. Das ändert aber nichts an der sehr weit verbreiteten grundsätzlichen Aufgeschlossenheit in der Versicherungsbranche, an einem solchen Online-Rentenkonto mitzuwirken. MLP befragte 19 Versicherungsgesellschaften, die zusammengefasst auf einen Marktanteil von knapp 50 Prozent im Bereich Altersvorsorge kommen.
Unabhängigkeit wird vorausgesetzt
In der Befragung wurde außerdem deutlich: Die Unabhängigkeit und Kontrolle der aggregierenden Stelle spielt für die Versicherer eine wichtige Rolle. Knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen sehen das als wichtig oder sehr wichtig an. Gleiches gilt, so MLP in Auswertung der Umfrage, auch für die aussagekräftige Vergleichbarkeit von Geldanlage- und Versicherungslösungen, wenn neben Rentenversicherungen auch reine Kapitalanlagen wie Fonds mit aufgezeigt werden.
Gutachten im Herbst
Die MLP-Umfrage signalisiert für das im Koalitionsvertrag fixierte Vorhaben „Online-Rentenkonto“ zumindest in Teilen der privaten Anbieter von Altersvorsorge ein positives Klima. Erhebliche Vorbehalte gibt es noch unter den Trägern der betrieblichen Altersversorgung, die vor allem zusätzlichen Aufwand mit der Datenbereitstellung befürchten. Noch unter der vorherigen Bundesregierung hat das Bundesarbeitsministerium einen Gutachtenauftrag für die Umsetzung eines Online-Rentenkonto in Deutschland vergeben. Dessen Ergebnisse sollen im Herbst diesen Jahres vorliegen.
Deutschland hinkt im Vergleich zu andern europäischen Staaten deutlich hinterher: In skandinavischen Ländern oder in den Niederlanden gibt es schon seit Jahren Online-Plattformen, auf denen die Bürger ihre künftigen Rentenansprüche einsehen können. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat 2017 in einem Dossier die Erfahrungen in vier Staaten vorgestellt. Daraus entstand ein Vorschlag für ein deutsches Online-Rentenkonto. Zu diesem Vorschlag gehören eine neue Informationspflicht für Altersvorsorgeträger und eine unabhängigePlattform, die in einer Private-Public-Partnership entwickelt und betrieben werden.
Umfragen des DIA belegen außerdem, dass ein großer Teil der Bürger ein solches Konto zur Information nutzen würde. Mehr als die Hälfte der Deutschen befürworten es, obgleich sie damit noch keinerlei Erfahrung machen konnten.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
Vorschlag für ein Online-Rentenkonto
Eine neue Informationspflicht für die gesetzliche Rente, die betriebliche Altersversorgung und für alle Anbieter privater Renten, nämlich die elektronische Bereitstellung der erforderlichen Daten für ein Online-Rentenkonto, fordert das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA). Diese gesetzliche Informationspflicht ist Teil eines detaillierten Vorschlags für die Einführung einer Online-Plattform, auf der jeder seine künftigen Rentenansprüche in übersichtlicher und […]
Artikel lesenDrei Millionen Schweden nutzen Online-Rentenkonto
Schweden sammelt seit mehr als zehn Jahren Erfahrungen mit einem Online-Rentenkonto für alle Bürger. Was kann Deutschland davon lernen? Ein Gespräch mit Anders Lundström, Geschäftsführer von Minpension.se. Mit welchen Zielen wurde die Webseite entwickelt und seit wann ist sie in Betrieb? Unsere Motivation war es, den Menschen in Schweden ein umfassendes und klares Bild ihrer […]
Artikel lesenFintech legt mit Online-Rentenkonto vor
Mit der Freischaltung seines digitalen Vorsorge-Cockpits legt das Berliner Fintech fairr.de auf dem Weg zu einem Online-Rentenkonto in Deutschland schon mal eine eigene Lösung vor. Lange bevor die Politik Entscheidungen dafür trifft. Das Vorsorge-Cockpit ermöglicht eine säulenübergreifende Rentenprognose auf der Basis der aktuell vorliegenden Daten aus privaten und betrieblichen Vorsorgeverträgen sowie der gesetzlichen Rentenversicherung. „Zwei […]
Artikel lesenHöchste Zeit für ein Online-Rentenkonto
Skandinavische Länder machen es vor, Deutschland hinkt hinterher: Ein übergreifendes Online-Rentenkonto lässt hierzulande immer noch auf sich warten. Dabei würde rund die Hälfte der Deutschen ein solches Konto sofort nutzen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Schätzungen, wie hoch die Einkünfte im Rentenalter einmal sein werden, gehen oft daneben. Viele setzen […]
Artikel lesen