Passen Emerging Markets zur Rente?
Die aktuellen Zahlen sind nur ansatzweise ein Grund zur Freude. Die gesetzliche Rente bleibt zwar Ruhestandsbaustein Nummer eins, aber die Notwendigkeit, private Vorsorge zu treffen, steigt und steigt.
Mit der gesetzlichen Rente erhalten die Versicherten im Durchschnitt eine monatliche Rente von 1.070 Euro, was einer Ersatzquote von rund 48 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens entspricht. So das Ergebnis des „Vorsorgeatlas Deutschland“, den das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg unter Leitung von Professor Dr. Bernd Raffelhüschen im Auftrag von Union Investment erstellt hat.
Zugleich sind zur Sicherung des Lebensstandards im Alter mindestens 60 Prozent nötig – und die Lücken steigen. Die heute 20- bis 34-Jährigen kommen auf eine Rentenersatzquote von lediglich 38,6 Prozent. Sie müssen also viel stärker privat vorsorgen als die Generation der heute 50- bis 65-Jährigen. Diese können mit einer Ersatzquote von 64,1 Prozent allein mit der gesetzlichen Rente ihren Lebensstandard sichern, stellt die Studie fest.
Insofern kommt es mehr denn je darauf an, eine professionelle Strategie für die private Altersvorsorge zu finden und auch alternative Assetklassen beizumischen, die bislang möglicherweise weniger im Fokus gestanden haben. Dazu zählen beispielsweise Investments in die Emerging Markets, sei es in Form von Aktien oder Anleihen, sei es aktiv oder passiv, sei es direkt oder über einen Fondsmanager mit besonderer Kompetenz in der Region. Zu den Emerging Markets gehören osteuropäische sowie süd- und ostasiatische Länder, aber auch Russland, Indien, China und eine Reihe mittel- und südamerikanischer Staaten.
Aussichten auf eine gute Rendite
Das Besondere an den Emerging Markets sind die guten Renditeaussichten der Indizes. Der südkoreanische KOSPI, der wichtigste Aktienindex des Landes, hat in den vergangenen fünf Jahren fast 30 Prozent zugelegt. Seit April 2016 ist er völlig ohne Kursverluste gewachsen. Der Vietnam-Index hat seit 2012 fast 19 Prozent gewonnen und der Mexico IPC hat sich in den vergangenen zehn Jahren sogar verdoppelt. Auch auf Anleihenseite ist einiges los. Bei Emerging-Markets-Unternehmensanleihen handelt es sich um eine breit diversifizierte Anlageklasse. Mit einem Volumen von über 1,8 Billionen US-Dollar ist sie noch um 20 Prozent größer als der US-Hochzinsmarkt.
Ohne Geduld und Zeit geht es nicht
Bei Investments in die Emerging Markets ist vor allem eines gefragt: Geduld und ein langfristiger Horizont. Trotz der Kursgewinne unterliegen die Schwellenländer-Indizes natürlich auch Schwankungen und unterscheiden sich dementsprechend nicht erheblich von den bekannten großen Indizes. Deshalb sind Investments in Mexiko, Vietnam etc. keine kurzfristigen Selbstläufer.
Sollen die Anlagen ihren Beitrag zur privaten Ruhestandsfinanzierung leisten, müssen sie auf Jahrzehnte ausgerichtet werden. Außerdem muss die Entscheidung getroffen werden, ob direkte Einzelinvestments getätigt oder die Emerging Markets über ETFs abgedeckt werden sollen. Dieser Weg kann Sinn ergeben, wenn viele Jahre Zeit ist, um die notwendige Rendite zu erwirtschaften und niedrige Kosten dies fördern.
Thomas Hünicke ist geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf und schreibt als Gastautor für das DIA.
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