Geld – kein Thema unter Jugendlichen
Über Geld spricht man nicht. Genauer gesagt: nur wenig. Während Urlaub, Schule und Beruf die häufigsten Gesprächsthemen unter Jugendlichen sind, spielen die Finanzen nur eine nachgeordnete Rolle.
Zu dieser Einschätzung gelangt die zweite Comdirect-Jugendstudie, für die bundesweit 1.600 Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren befragt wurden.
Danach redet über Geldangelegenheiten noch nicht einmal jeder Zweite gern. Statt dessen bestätigt die Umfrage wieder einmal ein gängiges Klischee: Sport gilt eher als Männerthema. Unter den Frauen ist es die Mode. Eine solche Geschlechterdifferenz lässt sich aber auch beim Thema Finanzen erkennen: Während 52 Prozent der jungen Männer gern oder sehr gern darüber sprechen, trifft das bei den jungen Frauen nur auf 37 Prozent zu.
Mehr Bildung, mehr Interesse
Das Interesse für Themen rund ums Geld hängt aber nicht nur vom Geschlecht ab, sondern ebenso vom Bildungsstand. Nur 22 Prozent der Umfrageteilnehmer mit Volks- oder Hauptschulabschluss tauschen sich im Familienkreis gern dazu aus. Von den Befragten mit mittlerer Reife und Abitur sprechen hingegen 42 beziehungsweise 40 Prozent gern über Finanzen. Das sind nahezu doppelt so viele wie bei einem niedrigerem Bildungsabschluss. Am liebsten sprechen junge Menschen mit abgeschlossenem Studium über diese Themen (50 Prozent). Einen solchen Zusammenhang von Bildungsstand und Interesse an Finanzthemen zeigten auch schon frühere Untersuchungen.
Wer schon spart, spricht eher darüber
Einen dritten Zusammenhang, der nicht unerwartet auftritt, brachte die Umfrage ans Tageslicht. Wer über Geld verfügt oder bereits eine nennenswerte Summe spart, spricht lieber über Geld. Das ist verständlich, aber nicht unbedingt förderlich. „Finanzen sollten für alle jungen Menschen, gerade auch bei geringen Einkommen, ein Thema sein“, gibt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der Direktbank comdirect zu bedenken. Nur wer sich aktiv damit beschäftige und früh bereits mit kleinen Beträgen anfange, könne sich im Laufe des Lebens Vermögen aufbauen.
DIA-Studie zur Finanzbildung im Herbst
Auf die unzureichende Beschäftigung und die mangelhaften Kenntnisse von Jugendlichen zu den verschiedenen Themen rund ums Geld haben in der Vergangenheit schon verschiedene Umfragen aufmerksam gemacht. Daher taucht immer wieder mal der Ruf nach Integration der Finanzbildung in den Stundenplan der allgemeinbildenden Schulen auf. Doch dieser Wunsch ist angesicht des Förderalismus in der Bildungspolitik ein Unterfangen mit wenig realen Chancen. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) wertet derzeit eine großangelegte Umfrage aus, mit der ermittelt werden sollte, wie sich die jungen Menschen selbst geeignete Formen von Finanzbildung vorstellen und wie sie diese nutzen würden. Die neue DIA-Studie erscheint in diesem Herbst.
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