Aktien – so die landläufige Meinung – sind riskant und nur etwas für Spekulanten. Daher machen in Deutschland viele Sparer einen großen Bogen um die Dividendenpapiere. Doch sie unterliegen damit nicht nur einem Irrtum, sondern verschenken zugleich Ertrag. Da Altersvorsorge sehr langfristig abläuft, eignen sich Aktien gerade dafür.
Aktienanlagen können heftig schwanken. In den zurückliegenden 20 Jahren erlebten die Börsen mehrere schwere Einbrüche. Darin besteht das Risiko von Aktien. Wer heute Aktien kauft, muss einkalkulieren, dass sie morgen, in einem Monat oder in einem Jahr weniger Wert besitzen. Eine Garantie auf Kurssteigerung gibt es nicht, lediglich die Chance auf deutlich höhere Gewinne als zum Beispiel mit festverzinsten Anleihen. Je länger Sparer Aktien aber behalten, desto geringer wird das Verlustrisiko. Das zeigen Berechnungen, die das Deutsche Aktieninstitut angestellt hat. Es untersuchte für den Zeitraum von Anfang 1967 bis Ende 2015 alle möglichen Sparpläne mit unterschiedlichen Laufzeiten, die in den Deutschen Aktienindex (DAX) investierten. So wurden zum Beispiel 576 einjährige Sparpläne berechnet (48 Jahre x 12 Monate). Der erste Sparplan begann im Januar 1967, der zweite im Februar 1967 und so weiter. Die gleichen Erhebungen wurden für Laufzeiten bis zu 30 Jahre angestellt.
Risiko verschwindet bei langen Zeiträumen
Bei langfristigen Aktienanlagen verschwindet dieses Risiko aber immer mehr. Spätestens ab einer Anlagedauer von 20 Jahren wiesen alle untersuchten Sparpläne nur noch positive Renditen auf. Es gab keine Verluste mehr. Selbst im ungünstigsten Fall, weil zum Beispiel in die letzten Monate ein Kurseinbruch fiel, erzielte der Sparer auf die gesamte Laufzeit gerechnet immer noch eine Rendite von 2,7 Prozent. Im günstigsten Fall rentierten die einzelnen Sparraten mit 16,6 Prozent. Noch enger wird die Spanne von bestem und schlechtestem Sparplanergebnis bei einer Anlagedauer von 30 Jahren. Dort stehen 6,2 Prozent am unteren Ende 13,6 Prozent am oberen Ende gegenüber. Das Risiko des Sparers bestand also allein darin, nicht ein gutes zweistelliges Ergebnis zu bekommen, sondern „nur“ rund sechs Prozent Verzinsung.
Bei der ausgewiesenen Rendite handelt es sich um die sogenannte interne Rendite. Das ist die durchschnittliche Rendite, zu der jeder Sparbeitrag theoretisch angelegt werden müsste, damit das nach fünf, zehn oder 20 Jahre unter Schwankungen erzielte Endvermögen erreicht wird. Dieser Kunstgriff muss angewandt werden, da wegen der schwankenden Aktienkurse jeder Sparbeitrag für sich genommen eine unterschiedliche Rendite in Bezug zum Endstand aufweist.