CARI lotst Einsteiger zur Altersvorsorge
Was muss ein Widget leisten, das zum Einstieg in die Altersvorsorge die nötige Orientierung liefern soll? Diese Frage diskutierte das DIA mit Josephien Albrecht und Marcus Höhne von der Online-Plattform finanzen.de in einem Werkstattgespräch.
Auf finanzen.de finden die Besucher der Webseite unter dem Reiter „Altersvorsorge“ ein Widget mit dem Namen CARI. Es verspricht ein Renten-Starterkit. Verraten Sie eines vorweg: Was verbirgt sich hinter dem Titel CARI?
Marcus Höhne: Das englische Verb „care“, sich kümmern, hat bei der Namensgebung Pate gestanden. Auf dem Wege der Personifizierung ist dann CARI entstanden, ein Helfer, der Menschen bei ihrer Altersvorsorge zur Seite steht.
Wer durchs Web surft, findet bereits eine Reihe verschiedener Tools, wie zum Beispiel Rentenlückenrechner, die bei der Altersvorsorgeplanung helfen sollen. Was hat Sie bewogen, diesem Angebot ein weiteres hinzuzufügen?
Marcus Höhne: Am Anfang stand schlicht der Auftrag für das Content-Team von finanzen.de, Inhalte zu entwickeln, die vor allem für junge Menschen hilfreich sind, wenn sie Orientierung für ihre Altersvorsorge suchen. Bei den vorbereitenden Recherchen ist uns aufgefallen, dass meist der anfänglich erforderliche Überblick dafür fehlt. Die meisten jungen Leute wissen eigentlich, dass sie etwas unternehmen müssen, damit sie sich im Alter den gleichen Lebensstandard leisten können, kennen das ein oder andere Detail. Aber es mangelt an einer verständlichen Einschätzung der eigenen Situation.
Vertrauen in der jungen Zielgruppe aufbauen
Also richtet sich CARI vor allem an junge Menschen?
Josephien Albrecht: Genauer gesagt an all jene, die einen Einstieg in die Altersvorsorge suchen. CARI setzt beim Wissensstand an. Die erstmalige Beschäftigung findet wahrscheinlich vor allem in der Altersspanne von 18 bis 30 Jahren statt. Aber auch später kann Informationsbedarf bestehen, vielleicht zur Vergewisserung früherer Entscheidungen.
Verweilen wir dennoch kurz beim Alter. Wie schwer ist es, in der jungen Generation mit einem Thema, dessen Ziel in unendlich scheinender Ferne liegt, durchzudringen?
Marcus Höhne: Im Kern geht es vor allem darum, das Vertrauen junger Menschen zu gewinnen. Die Informationsfülle auf den verschiedenen Webseiten und Portalen ist inzwischen so vielschichtig. Daher besteht auch viel Unsicherheit, wo man als junger Mensch starten soll. Außerdem vermitteln manche Informationsangebote das Gefühl, dass es vor allem ums Verkaufen geht. Aber in der Regel entscheidet der Eindruck in den ersten Sekunden, ob die jeweilige Seite weiter betrachtet wird.
Josephien Albrecht: Zum Aufbau von Vertrauen gehört auch ein sparsamer Umgang bei der Datenabfrage. Je mehr Daten zum Start eines Widgets abgefordert werden, desto höher ist dann auch die Absprungrate.
Völliger Verzicht auf Conversion-Elemente
Das ist der Balance-Akt bei der Entwicklung solcher Widgets. Zum einen braucht es Informationen für individuelle Lösungen, zum anderen reagieren viele junge Menschen sensibel auf Dateneingaben.
Josephien Albrecht: Die Informationssuche kann sich dann auch schnell wie Arbeit anfühlen. Wenn außerdem eine anschließende Kontaktaufnahme durch einen Berater vermutet wird, erscheint die Suche nicht mehr als offene Informationsbeschaffung.
Was trägt noch dazu bei, Vertrauen aufzubauen?
Josephien Albrecht: Bei CARI haben wir uns zum Beispiel entschieden, keinerlei Conversion-Elemente einzubauen. Es gibt am Ende keinen Vorschlag zu einem konkreten Abschluss- oder Beratungsangebot, keine Verlinkung auf Landingpages oder ähnliches. Es geht ausschließlich um die Orientierung.
Aber lässt man die User dann mit dem Ergebnis nicht allein?
Marcus Höhne: Der Einwand ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber es kommt immer auch auf das Umfeld an. CARI ist bei finanzen.de in ein Web-Angebot eingebunden, wo an anderer Stelle durchaus Angebote für die Altersvorsorge eingeholt werden können.
Josephien Albrecht: Wenn User dort weitermachen, weil ihr Interesse geweckt wurde, dann ist es gut. Wenn nicht, ist es auch gut. CARI dient ausschließlich der Information und Orientierung, nicht zur Gewinnung von Leads. Das Ziel bei CARI ist, dass sich möglichst viele User möglichst lange mit den Informationen des Starterkits beschäftigen und so Grundwissen rund um das Thema Altersvorsorge erlangen.
Zwischen Typisierung und Individualisierung
Sie fragen mit CARI am Anfang zwar individuelle Angaben ab, liefern mit dem Starterkit dann aber nur typisierte Aussagen. Die Eingaben des Users spielen dann keine Rolle, weil Beispiele mit verschiedenen Einkommen beschrieben werden. Besteht bei einem solchen Vorgehen nicht die Gefahr, dass Enttäuschung beim User aufkommt, weil er genauere Aussagen erwartet hat?
Josephien Albrecht: Das hoffen wir natürlich nicht. Das beschriebene Einkommensspektrum gibt es nur in der Altersgruppe 50+. In den jüngeren Altersgruppen sind die Rechenbeispiele schon am jeweiligen Einkommen orientiert. Da die Älteren nicht unsere eigentliche Zielgruppe für CARI sind, haben wir diese Simplifizierung in Kauf genommen. Insgesamt gibt es 16 verschiedene Rechenbeispiele und 54 verschiedene Ergebnisseiten. Es gibt also durchaus individuelle Darstellungen.
Sie ermitteln eingangs auch die Risikodisposition des Users. Aber wo taucht die Reaktion darauf im Starterkit auf? Die vorgeschlagenen Lösungen gleichen sich, unabhängig von den Angaben zur Risikotoleranz des Users.
Marcus Höhne: Die Bezüge dazu finden sich an mehreren Stellen. So ändert sich zum Beispiel die Reihenfolge der Lösungsvorschläge in Abhängigkeit zur Risikoeingabe. Davon hängt unter anderem ab, an welcher Stelle ein Portfolio mit ETF für die Altersvorsorge vorgeschlagen wird. Außerdem spiegelt sich die Risikopräferenz auch in den Erläuterungen wider.
Weiterer Ausbau des CARI-Kosmos
Josephien Albrecht: Die Sicherheitsorientierten erhalten zum Beispiel zusätzliche Erläuterungen über die abschätzbaren Risiken bei langfristigen Aktienanlagen für die Altersvorsorge und die Wirkung von Diversifikationseffekten. Bei den Renditeorientierten spielen dafür die Chancen von fondsgebundenen Anlagen eine größere Rolle.
Wie geht es weiter mit CARI?
Marcus Höhne: Wir können uns durchaus die Implementierung weiterer Tools wie zum Beispiel einen Rentenlückenrechner vorstellen, die auf Wunsch individuellere Aussagen liefern. Aber erst einmal stehen vor allem Aktualisierungen auf dem Plan und der Ausbau des Kosmos um CARI herum.
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.
Ausgewählte Artikel zum Thema
App mit Akku - Sparer auf der digitalen Spielwiese
Was können, was müssen Apps für die Altersvorsorge leisten? Darüber diskutierte das DIA mit Michael Huber vom VZ VermögensZentrum in einem Werkstattgespräch. Die Beratung von Angesicht zu Angesicht ist Ihre Domäne. Niemand käme auf die Idee, VZ VermögensZentrum in der Nähe von Fintechs zu verorten. Dennoch haben Sie mit Vinz die Entwicklung einer App angepackt. […]
Artikel lesenAltersreich - neue App mit verheißungsvollem Namen
Digitale Lösungen für die Altersvorsorge sind noch dünn gesät. Nun wirft ein neues Projekt seine Schatten voraus. Den aufmerksamen Beobachtern der Fintech-Szene war es nicht entgangen. Mit viel Geheimniskrämerei bereiten namhafte Digitalexperten den Start einer neuen App für die Altersvorsorge vor. Arbeitstitel: Altersreich. Der Newsletter Finance Forward machte schon vor kurzem darauf aufmerksam: Berater von […]
Artikel lesenAltersvorsorge braucht ein digitales Cockpit
Online-Angebote für die Altersvorsorge sind trotz des anhaltenden Hypes um Trading-Apps und andere Fintechs dünn gesät. Eine neue DIA-Studie erkundet, warum das so ist, und schlägt eine Lösung vor. Trade Republic, eToro oder neuerdings auch Apps für die Steuererklärung wie Taxfix ploppen beim Surfen im Netz immer wieder auf. Auch in den Medien finden sie […]
Artikel lesen