Altersvorsorge steht schnell auf der Kippe
Aufwendungen für die private Vorsorge stehen als erste Posten zur Disposition, wenn Menschen nicht mehr über die gewohnten finanziellen Mittel verfügen. Das zeigt sich gerade wieder in der aktuellen Situation.
Ein Fünftel der Haushalte in Deutschland musste im März und April dieses Jahres mit weniger Geld auskommen.
So lautet ein Ergebnis der jüngsten Befragung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Darin gaben 20 Prozent der Befragten an, dass ihre Einkünfte in den beiden zurückliegenden Monaten geringer waren als gewöhnlich. Ihr Gehalt aus sozialversicherungspflichtiger Tätigkeit fiel teilweise oder ganz aus wegen Kurzarbeit oder Unternehmensschließungen. Selbstständige konnten ihrer Tätigkeit nicht nachgehen.
Der Rotstift regiert in der Krise
Wer über keine ausreichenden finanziellen Reserven verfügt, macht sich Gedanken, welche Ausgaben sich senken oder gar ganz vermeiden lassen. Weit oben auf der Liste für den Rotstift stehen dann häufig die Prämien für Versicherungen und die Raten für Sparverträge. Das ließ sich in der Vergangenheit gut beobachten bei Selbstständigen. Lief die eigene Unternehmung nicht gut, wurde meist zuerst die eigene Krankenversicherung geopfert. Auch in der aktuellen Krisensituation lässt sich dieses Verhaltensmuster wieder beobachten. Die DIA-Umfrage, die von INSA Consulere am Ende der ersten Mai-Dekade durchgeführt worden ist, belegt es. So haben 19 Prozent von jenen Befragten, die im März und April mit weniger Geld auskommen mussten, die Sparraten für die Altersvorsorge entweder gekürzt oder gänzlich eingestellt. Versicherungsverträge ließen 13 Prozent beitragsfrei stellen oder kündigten sie.
Risiken sind plötzlich nicht mehr gedeckt
Mietzahlungen hingegen, ein nicht zu unterschätzender Posten in der Haushaltskasse, schoben nur acht Prozent auf. Diese Reihenfolge verwundert nicht. Ausstehende Mieten haben kurzfristige Konsequenzen, müssen in absebarer Zeit auf jeden Fall nachgezahlt werden. Die Folgen verringerter Vorsorgeaufwendungen scheinen dagegen weniger bedrohlich. Bei Versicherungsverträgen ist dies allerdings ein Trugschluss, weil damit ungedeckte Risiken entstehen.
Bei der Altersvorsorge sind vorübergehende Sparpausen nicht ganz so dramatisch, vorausgesetzt der Vertrag bleibt bestehen. Dann können Zahlungen fortgesetzt oder sogar nachgeholt werden. Ist der Vertrag jedoch einmal gekündigt, steht ein Neuanfang oft in den Sternen oder muss unter ungünstigeren Voraussetzungen, zum Beispiel bei Rentenversicherungen mit geringerer Garantieverzinsung erfolgen.
Einschränkungen gehen weiter
Die Teilnehmer an der DIA-Umfrage versuchten auch einen Ausblick auf die Lage in den nächsten Monaten. Für ein Viertel der Befragten, die derzeit mit weniger Geld auskommen müssen, ist eine Besserung in Sicht. Für die absolute Mehrheit von 57 Prozent in dieser Gruppe tritt eine solche positive Veränderung allerdings noch nicht ein. Die Einschränkungen bei der privaten Vorsorge gehen also wahrscheinlich vorerst noch weiter. So gaben 17 Prozent der Befragten mit Einkommenseinbußen, die bislang noch keine Abstriche bei bestehenden Verträgen gemacht haben, an, dass bei unveränderter Finanzlage Einschränkungen in der privaten Altersvorsorge vonnöten sein werden. 14 Prozent erwarten dies bei Versicherungsverträgen.
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