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    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen

    Die Börse im Blick: So wird investiert.

    Kapitalmärkte und Kapitalanlagen | 28.2.2018 Drucken

    Wohin mit der Liquidität?

    Gelder, die für Notfälle bereitliegen, sollte man nicht langfristig investieren. Das ist nachvollziehbar. Privatpersonen wird empfohlen, ein bis zwei Monatsgehälter verfügbar zu halten, um schnell darauf zurückgreifen zu können.

    Doch wirft man einen Blick auf die Vermögensstruktur der deutschen Anleger, so stellt man fest, dass deutlich größere Volumina in Tages-, Spar- oder Festgeldanlagen investiert sind. Etwa 3,5 Billionen Euro, also mehr als die Hälfte des liquiden Anlagevermögens, liegen aktuell praktisch unverzinst auf den Konten deutscher Sparer.

    EinkommenAuch wenn in letzter Zeit immer wieder von Zinserhöhungen durch die amerikanische Notenbank zu hören ist und die EZB ihr Anleihekaufprogramm reduzieren wird, darf man nicht davon ausgehen, dass damit eine echte Zinswende eingeläutet wird. Schließlich beeinflussen die Notenbanken zunächst nur den kurzfristigen Geldmarkt. Die Reduktion des Anleihekaufprogramms in Europa war eine schlichte Notwendigkeit. Die Notenbank hat die Obergrenze für die Anleihebestände erreicht.

    Schweiz lebt permanent mit niedrigen Zinsen

    Außerdem sind niedrige Zinssätze für immer mehr Staaten einfach überlebenswichtig, da die Verschuldungsquoten viel zu hoch geworden sind. Natürlich stellt man sich die Frage, wie lange solche Effekte anhalten können. Ein Blick in unser Nachbarland Schweiz zeigt, dass eine Volkswirtschaft praktisch permanent mit niedrigen und sogar negativen Inflationsraten und Zinssätzen wirtschaften kann. Erst ab einer Laufzeit von neun Jahren erhält ein Anleger eine positive jährliche Rendite von ca. 0,04 Prozent. Die Schweizer Nationalbank geht aktuell auch nicht von einer Änderung der Zinsstruktur aus.

    Ein ähnliches Bild bieten japanische Rentenpapiere. Auch hier geht es erst ab neun Jahren in positive Bereiche. Aber eine Rendite von 0,03 Prozent löst keine Begeisterungsstürme aus. Die japanische Regierung versucht gerade massiv durch die „Abenomics“ genannte Wirtschaftspolitik, die Inflation, das Wirtschaftswachstum und den Binnenkonsum zu erhöhen.

    Abschied von den Vorstellungen der Vergangenheit

    Ein Zitat unseres ehemaligen Finanzministers Wolfgang Schäuble sollte als Warnung dienen: „Die Bundesbürger müssen sich für eine längere Zeit auf negative Realverzinsungen einstellen.“ Im Moment schickt die Inflation die realen Zinsen in den negativen Bereich. Aber auch ohne Inflationseffekte sind die Renditen von deutschen AAA-Papieren wie Bundesanleihen im Bereich bis zu fünf Jahren negativ bzw. gerade mal bei null. Wir sollten uns von Zinsvorstellungen aus der Vergangenheit verabschieden, damit wir einen klaren Blick auf die Realität haben.

    Obwohl sich Globalisierung und Digitalisierung grundsätzlich eher lohndämpfend auswirken, kann man aktuell ein deutliches Ansteigen der Teuerungsraten erkennen. Die Folge: es treten reale Wertverluste ein. Zuletzt lag die Inflationsrate bei 1,80 Prozent. Die Verzinsung sicherer, kurzfristiger bzw. täglich fälliger Geldanlagen in Deutschland liegt dagegen nahe Null. Falls hier kein Umsteuern eintritt, hat dieses Sparverhalten langfristig negative Konsequenzen für die Altersvorsorge.

    Jagd nach besten Festgeldkonditionen bringt wenig

    Natürlich besteht die Möglichkeit, sich auf die Jagd nach den „besten Festgeldkonditionen“ zu machen und mehrmals im Jahr die Bank zu wechseln. Internetanbieter wie Weltsparen unterstützen dabei. Hier muss allerdings jeder selbst prüfen, ob die Zinsunterschiede bezogen auf den Anlagebetrag, wirklich den Aufwand lohnen.

    Es ist sinnvoll, derart nur Beträge zu investieren, die wirklich für Notfälle, Urlaubsreisen oder kurzfristige Anschaffungen gedacht sind. Für Vermögensteile, die eigentlich nicht benötigt werden, sollte man auf defensive Rentenfonds oder geldmarktähnliche Produkte setzen. Diese Varianten eignen sich auch für sehr vermögende Kunden, mittelständische Unternehmen oder Stiftungen, die bereits Negativzinsen oder Wertaufbewahrungsgebühren für ihre Einlagen bezahlen müssen.

    Fazit: Natürlich muss man auch bei diesen Anlagen mit geringen Schwankungen rechnen. Eine Mischung sollte aber einen Substanzerhalt, inklusive Inflationsschutz und eine akzeptable Rendite nach Kosten erzielen. Ein aktiver Fondsmanager ist im jetzigen und zu erwartenden Zinsumfeld sicherlich besser, als Gelder in trügerischer Sicherheit zinslos liegen zu lassen.


    Andreas Görler

    Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

    Wie Andreas Görler. Er ist Senior Wealth Manager beim Vermögensverwalter Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.

     

     

     

     

     

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