Vor einigen Jahren begann das schier Unmögliche: Banken zahlen ihren Kunden für Einlagen keine Zinsen mehr, sondern verlangen dafür Geld von ihnen.
Ein absolutes Novum in der Finanzbranche. So etwas hatten selbst die erfahrensten Marktteilnehmer noch nicht gesehen.
Das eigentliche Problem ist die Inflation
Mittlerweile ist die Anzahl der Kreditinstitute, die Negativzinsen von ihren Kunden verlangen, deutlich gestiegen und die Wahrscheinlichkeit hoch, dass weitere nachziehen werden. Daher stellt sich die Frage, was Anleger tun können, wenn auch sie von Zinsen für Einlagen getroffen werden. Genau genommen liegt das Problem nicht nur in den Negativzinsen. Diese spüren die Sparer direkt.
Viel schleichender und unbemerkt wirkt die Inflation. Die Geldentwertung liegt zwar in dem von der EZB gewünschten Korridor, doch auch so verlieren Sparer effektiv Kapital, ohne es zu merken. So stieg laut Statistischem Bundesamt der Preis für ein einfaches Brötchen von 13 Cent im Jahr 2000 (umgerechnet in Euro) auf 40 Cent im Jahr 2018. Das entspricht einer jährlichen Teuerung von etwa 6,54 Prozent pro Jahr. Angenommen, es kommt jetzt noch der mit 0,5 Prozent angesetzte Negativzins hinzu, verstärkt sich dieser negative Effekt noch. Die Inflation kann hier mit einer nicht spürbaren Abbuchung verglichen werden.
Perspektivwechsel angesagt
Was ist zu tun? Zunächst empfiehlt sich ein Perspektivwechsel, weg von den gewohnten Konto- und Sparbuchständen in Gestalt nominaler Geldwerte. Ohne Zins und mit Inflation kann das bisher schon eine ungünstige Form der Wertaufbewahrung gewesen sein. Der Blick der Sparer sollte sich auf Sachwerte wie Aktien richten. In diesem Anlagesegment gibt es viele Alternativen, um die Vermögenswerte über die Zeit zu bekommen. Natürlich ist dafür Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und das Funktionieren der Märkte erforderlich, gleichwohl Kenntnis der individuellen Anlegerziele und -bedürfnisse.
Drohende Vermögensverluste vermeiden
Dabei geht es gar nicht darum, das gesamte Vermögen in Aktien zu packen. Viel wichtiger ist es, durch sinnvolles und langfristiges Investieren einen Teil des drohenden Vermögensverlustes zu verhindern und die Cash-Reserven auf das erforderliche Mindestmaß festzulegen. Es ist in den meisten Fällen vollkommen ausreichend, etwa das Dreifache des monatlichen Einkommens auf dem Tagesgeldkonto zu parken, um unerwartete Kosten zu decken. Grundsätzlich sollten sich Sparer viel intensiver mit Alternativen der Geldanlage befassen, denn ein Wechsel in der Geld- und Zinspolitik ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.