Was können Themenfonds im Portfolio leisten?
Fonds, die in bestimmte Trends investieren, verzeichneten zuletzt hohe Kapitalzuflüsse. Doch eignen sie sich auch für den langfristigen Vermögensaufbau?
Ein aktueller Trend für solche Themenfonds: Fossile Energieträger müssen der regenerativen Energie aus Windkraft oder Solaranlagen weichen. Das steht angesichts des Klimawandels außer Frage. Nun erfährt die Energiewende durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine nochmals eine deutliche Beschleunigung. Die Nutzung alternativer Energiequellen kann langfristig dafür sorgen, dass ein Land unabhängig von Energieimporten wird. Zugleich ist die Versorgungssicherheit gewährleistet.
Aus diesem Grund treibt die Europäische Union den Ausbau erneuerbarer Energien verstärkt voran. „Das ist eine mit zusätzlichen Investitionen verbundene strukturelle Veränderung, die bei den Unternehmen aus diesem Bereich zu einem überdurchschnittlichen Wachstum führen kann“, erklärt Stefan Eberhardt, Geschäftsführer der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung in Villingen-Schwenningen. Das sei auch für Anleger interessant. Darauf ist auch die Finanzindustrie gekommen. Sie macht Themen wie saubere Energie, künstliche Intelligenz oder Elektromobilität Anlegern über entsprechende Fonds oder ETFs zugänglich. Allein 2021 wurden nach Angaben des Fondsanalysehauses Morningstar weltweit 589 solcher Themenprodukte aufgelegt.
Verwaltetes Vermögen verdreifachte sich
Sie stoßen bei Anlegern auf großes Interesse. Laut Morningstar hat sich das weltweit in diesen Themenfonds verwaltete Vermögen zwischen 2018 und Ende 2021 von 255 Milliarden auf 806 Milliarden US-Dollar fast verdreifacht. „Die zunehmende Beliebtheit wie auch das gestiegene Angebot an solchen Fonds- und ETFs erklärt sich damit, dass sich die dahinter stehenden Stories gut verkaufen lassen und leicht verständlich sind“, sagt Eberhardt.
Doch über diesen Marketing-Aspekt hinaus können solche Themen im Rahmen des langfristigen Vermögensaufbaus durchaus ihre Berechtigung haben. „Es gibt Themen wie die Digitalisierung, die strukturelle Veränderungen mit sich bringen und bei denen es sich schon lohnt, diese stärker im Portfolio zu gewichten“, sagt Andreas Glogger von der Glogger & Partner Vermögensverwaltung in Krumbach. „Außerdem sind zukunftsorientierte Wachstumsaktien in den vergangenen Jahren einfach besser gelaufen als herkömmliche Titel, weshalb deren spezielle Beimischung im Portfolio Sinn machte“, ergänzt Eberhardt.
Modetrends vermeiden
Dazu kommt noch ein Argument für themenbasierte Anlagestrategien. „Heute sind viele Unternehmen global und in verschiedenen Branchen tätig, so dass themenorientierte Anlagen die heutige komplexere Welt besser abbilden als klassische Länder- oder Branchenprodukte“, so Eberhardt. Dennoch sollten Anleger genau hinsehen. „Wichtig ist zum Beispiel, dass es sich bei einem Thema tatsächlich um einen langfristigen strukturellen Trend handelt und nicht nur um eine kurzfristige Modeerscheinung“, sagt Glogger. Auch sollte ein Thema nicht zu eng gefasst sein. „Wasserstoff ist ein Beispiel, wo es nicht viele investierbare Unternehmen gibt und der Markt eng ist“, warnt Eberhardt. „Da kann ein einzelner Wert in einem Anlageprodukt schon 15 oder 20 Prozent ausmachen.“
Nur als Beimischung geeignet
Zudem dürfen Anleger nicht vergessen, dass themenorientierte Produkte oft erst dann auf den Markt kommen, wenn der Trend schon gelaufen ist. „Man springt damit auf einen fahrenden Zug auf“, sagt Glogger. „Auch wenn solche Trends und Themen attraktive Renditen bringen können, so müssen Anleger doch auch immer mit höheren Kursschwankungen als am breiten Markt rechnen.“ Wer auf Themenfonds oder -ETFs setzt, muss sich deshalb der Risiken bewusst sein. Anleger sollten den zugrunde liegenden Trend genau analysieren und solche Produkte dem Aktienportfolio auch nur beimischen. „Wir raten, ein einzelnes Thema nicht mit mehr als fünf Prozent zu gewichten. Insgesamt sollten themenbasierte Anlagen auch nicht mehr als 30 Prozent ausmachen“, sagt Eberhardt.
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