Starkes Doppel: Dividenden und Nachhaltigkeit
Dividendenaktien bleiben das einzig kalkulierbare Instrument, um stabile Cashflows aus einem liquiden Portfolio zu generieren.
Im Fokus stehen aktiv gemanagte Portfolien. Im Sinne der Nachhaltigkeit stellt sich bei ETFs nämlich die Frage, welche Wirkung die Einzeltitel wirklich entfalten.
Es existieren zahlreiche Probleme in der Welt, die Anlass zur Sorge bereiten und viele Menschen bewegen. Daher suchen sie nach Möglichkeiten, ihr Geld mit gutem Gewissen anzulegen und damit Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zum Guten zu verändern. Das ist der Grund, weshalb nachhaltige Investments in der letzten Zeit immer mehr Marktanteile gewonnen haben. Nicht zuletzt aufgrund von EU-Maßnahmen, sprich die grüne Taxonomie oder das Konzept „Fit for 55“, nimmt diese Thematik immer mehr Raum in der öffentlichen Diskussion und in der Vermögensstrategie vieler privater und semi-professioneller Anleger ein.
Zugleich steigen die Bedürfnisse von Investoren, Lösungen für das Niedrigzinsproblem zu finden, gerade in Zeiten steigender Inflation und tendenziell fragiler Zukunftsaussichten aufgrund der weiterhin ungelösten Covid-19-Pandemie und steigender Staatsschulden. Die Korrekturen an den internationalen Börsen im September haben auch gezeigt, wie schnell eine positive Dynamik beendet sein kann und Vermögenswerte geschädigt und Erträge beeinträchtigt werden können.
Stabile Cashflows aus liquiden Portfolios
Daher werden Dividendenstrategien zunehmend attraktiv. Dividendenaktien bleiben das einzig kalkulierbare Instrument, um stabile Cashflows aus einem liquiden Portfolio zu generieren. Obwohl im Umfeld der in Zukunft wieder normalen Wachstumsraten auch säkulare Wachstumstrends wieder stark gefragt sein dürften, sind sichere Dividenden weiterhin ein starker Performancetreiber.
Gerade mit Bezug zur Nachhaltigkeit bieten sich Dividendenstrategien an. Entsprechende Investments ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um Kriterien wie Umweltschutz, gute Unternehmensführung und Förderung des Allgemeinwohls (ESG-Faktoren). Von 2009 bis Ende 2019 haben laut Morningstar fast 59 Prozent der ESG-Fonds ihr durchschnittliches traditionelles Gegenstück übertroffen. Die nachhaltige Entwicklung fokussiert Geschäftsmodelle, die dauerhaft Dividenden ausschütten werden, während zugleich Klimaschutz, Gemeinwohl etc. gefördert werden.
Ergänzung zu Anleihen-Investments
In nachhaltig aufgestellten Portfolios ist eine Dividendenrendite von 4,2 Prozent in diesem Jahr zu erwarten, die in den nächsten zwei Jahren auf schätzungsweise 4,7 Prozent steigen kann. Das bedeutet: Dividendentitel sind, waren und bleiben eine sehr gute Ergänzung beispielsweise zu Anleihen-Investments, die nur noch in ambitionierten Risikoklassen ordentliche Kupons aufweisen. Da Dividendentitel im Sinne des Value Investing vor allem auf günstig bewerteten Einstiegsmöglichkeiten basieren, bieten sie auch zusätzliches Wertsteigerungspotenzial.
Bestätigung durch spezialisiertes Research
Anleger, die dezidiert nachhaltige Dividendenrendite im Sinne der ESG-Kriterien suchen, sollten sich indes vor allem aktiv gemanagte Konzepte anschauen. Es kommt für Anleger also darauf an, sich mit den zur Auswahl stehenden Produkten und Werten genau auseinanderzusetzen. Es steht die Frage, welche Nachhaltigkeitseffekte damit bewirkt werden und wie man sich individuell nachhaltig betätigen möchte. Um sicher zu sein, dass man wirklich nachhaltig investiert, ist der Nachweis hilfreich, dass Manager mit einem führenden, auf Nachhaltigkeit spezialisierten Research-Haus zusammenarbeiten und sich auf diese Weise bei ihren Investmententscheidungen absichern können. Ein Beispiel für ein solches Unternehmen ist das auf Nachhaltigkeit spezialisierte Research-Haus ISS-oekom. Dessen ESG-Analysen helfen bei der Prüfung, inwieweit Finanzprodukte tatsächlich nachhaltig sind.
ETFs mit fragwürdigen Titeln
Bei ETFs existiert diese Sicherheit kaum. Daher stellt sich bei passiven Instrumenten die Frage, welche Nachhaltigkeitswirkung die einzelnen Titel wirklich entfalten. Die Praxis zeigt, dass ETF-Körbe sogar immer wieder Werte enthalten, die dem persönlichen Anspruch an Nachhaltigkeit nicht entsprechen. So gibt es einen sehr großen, als nachhaltig vermarkteten ETF, der als eine Top-Position den Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé enthält. Das Unternehmen fällt aber unter anderem immer wieder wegen Konflikten beim Thema Wasser auf. Das kann dann zu einer Verwässerung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie führen.
Gastautor Dyrk Vieten ist Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH (Düsseldorf). Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.
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