Rettung auf Kosten der Sparer
Billionenschwere Konjunktur- und Rettungsprogramme der Staaten und Notenbanken treiben die Aktienmärkte, aber das geht zu Lasten der Sparer.
Die Geldschwemme hilft kurzfristig, kann aber auf lange Sicht zu unerwünschten Nebenwirkungen führen: steigende Preise und Inflation der Vermögenswerte.
Momentan sind höhere Preise nicht in Sicht. Im Gegenteil. Im Juli sind die Preise wegen der geringeren Mehrwertsteuer sogar gefallen. Doch auch ohne diesen Effekt liegt die monatliche Steigerung der Verbraucherpreise seit Langem schon nahe am Nullpunkt. Kein Wunder. Aktuell führt die Pandemie zu einer deutlichen Zurückhaltung bei den Verbrauchern und damit kurzfristig zu einer Nachfrageschwäche. Um die Kauflust wieder zu steigern, setzen die Regierungen auf massive staatliche Hilfsprogramme und Kreditsubventionen. Mit dem Ergebnis, dass die ohnehin schon durch Nullzinsen und Aufkaufprogramme der Notenbanken aufgeblähte Geldmenge weiter nach oben schießt. Es baut sich ein Geldüberhang auf, der sich in einem Anstieg der Güterpreise entladen könnte. Bei den Vermögenspreisen, insbesondere bei den Wohnimmobilien, konnten wir das in den letzten Jahren bereits erleben.
Staatsverschuldung auf Rekordniveau
Zum Problem wird dabei die weiter steigende Verschuldung der Staaten. Die Konjunkturprogramme sind auf Pump finanziert. Die zu erwartenden Haushaltsdefizite treiben die Staatsverschuldung weltweit auf Rekordniveaus. In Deutschland wird die Schuldenquote nach Schätzungen des IWF von 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (2019) auf rund 77 Prozent am Ende des Jahres steigen. In Italien wird sich die Staatsschuld im gleichen Zeitraum von 135 Prozent auf 166 Prozent erhöht haben, in den USA von 109 Prozent auf 141 Prozent. Die japanischen Staatsschulden klettern coronabedingt von 238 Prozent auf sagenhafte 268 Prozent zum Jahresende 2020.
Die Schulden sind größtenteils durch Anleihekäufe der jeweiligen Notenbanken refinanziert, was bereits zu einem massiven Anstieg der Bilanzsummen der Notenbanken geführt hat. Dieser Trend wird sich in den nächsten Monaten fortsetzen.
Inflation käme den Staaten gelegen
Eine durch die Konjunkturpakete ausgelöste Inflation würde den Staaten sehr gelegen kommen. Sie ist die einzige Möglichkeit, die Schuldenberge abzutragen, wenn man von einem Staatsbankrott einmal absieht. Diese sogenannte finanzielle Repression wird wohl oder übel auf uns zukommen. Dabei liegen die Zinsen für lange Zeit unterhalb der Inflationsrate. Sparer erleiden so einen schleichenden Verlust ihrer Geldanlagen, während der Staat dank künstlich niedrig gehaltener Zinsen und einer anziehenden Inflationsrate seine Schulden mit steigender volkswirtschaftlicher Leistung abbauen kann.
Glaubwürdigkeit der Notenbanken leidet
So konnte die Bundesrepublik zwischen 2009 und Ende 2019 die deutsche Staatsverschuldung von 96 Prozent auf 60 Prozent reduzieren, obwohl sich der nominale Schuldenstand nicht nennenswert verändert hat. Für Sparer wird das zum doppelten Problem. Zusätzlich zu den Nullzinsen können die hohe Staatsverschuldung und die Inflation die Glaubwürdigkeit der Notenbanken untergraben. Das kann langfristig zu einem Vertrauensverlust gegenüber dem Geldsystem führen. Wenn die Menschen merken, dass der Wert ihres Ersparten wie Eis in der Sommerhitze schmilzt, schwindet das Vertrauen zum Geld.
Um das zu verhindern, müssen Sparer zu Anlegern werden. Qualitativ hochwertige Realwerte wie solide Immobilien, die ultimative Ersatzwährung Gold und allen voran Aktien haben sich in Inflationszeiten bewährt. Die Anlageklasse, die Vermögen wohl am besten vor Inflation und finanzieller Repression schützt, sind Aktien von Unternehmen mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen.
Gold ist als liquider Sachwert ein geeigneter Inflationsschutz und ein Schild gegen mögliche Krisen des Finanzsystems. Langfristig sollte man von Gold allerdings nicht mehr erwarten als den realen Erhalt des Vermögens. Das ist in einer Dekade des Nullzinses schon mal nicht schlecht.
Gastautor Franz Schwarzenböck ist Niederlassungsleiter Traunstein der TOP Vermögen AG. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.
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