Gold wieder envogue?
In den letzten Monaten kam wieder merklich Bewegung in eine lange Zeit vernachlässigte Anlageklasse. Von den Investoren vorübergehend stiefkindlich behandelt, hat sie es zuletzt wieder auf die Agenda vieler Anleger geschafft. Die Rede ist von Gold.
Der Preis der Feinunze hat, in US-Dollar gerechnet, im letzten Quartal 2018 eine erfreuliche Bewegung vollzogen und wertete um gut zehn Prozent auf. Neben den bekannten Faktoren wie den Handelskriegen sorgten vor allem Rezessionsängste aufgrund der nachlassenden globalen Konjunkturdaten sowie der überraschenden Aussagen der amerikanischen Notenbank zur Geldpolitik für eine Erholung des Edelmetalls. Die Fed sprach sich jüngst für eine Zinspause aus, was auf das unverzinste Gold stützend wirkte.
Auch zukünftig sind nachhaltige Zinsanhebungen aufgrund der enormen Verschuldungssituation der USA eher unrealistisch. Ebenso verhält es sich in Europa und Japan. Die anhaltende Niedrigzinspolitik trägt gleichfalls zur Attraktivität des Goldes bei. Zudem zeigt die vorsichtigere Ausrichtung der amerikanischen Geldpolitik in Relation zu Europa Auswirkungen auf den Außenwert des US-Dollars. Ein schwächerer Greenback verbilligt das Gold für ausländische Investoren. Auch die Investmentbanker von Goldman Sachs sehen gute Aussichten und erwarten in absehbarer Zeit ein neues Sechsjahreshoch.
Notenbanken stocken Bestände auf
Für die positiven Perspektiven finden Experten noch weitere Gründe. Zum einen treten die Notenbanken, allen voran die Chinas und Russlands, wieder verstärkt als Käufer auf. Laut dem World Gold Council haben die Notenbanken ihre Bestände um über 650 Tonnen in den letzten Jahren aufgestockt und besitzen damit die höchsten Goldreserven seit den 70er Jahren. Erwartet wird, dass dieser Wettlauf weiter geht. Zudem rechnen Experten mt zunehmender Nachfrage aus der wachsenden Mittelschicht in China und Indien. In beiden Regionen gilt Gold als Statussymbol.
Schild gegen weltweite Unsicherheiten
Auch aus Sicht eines privaten Investors macht ein physischer Goldanteil im Portfolio Sinn. Die politischen Unsicherheiten und eine schwächelnde Weltwirtschaft bleiben vorerst auf der Agenda und können für Unsicherheit sorgen. Nicht zu vergessen, das bekannte Problem der stetig anwachsenden Weltverschuldung wird, über kurz oder lang, im besten Fall zu einer mittleren einstelligen Geldentwertung führen.
Für Mischportfolien hat die Anlageklasse Edelmetalle noch eine andere Bedeutung. Ein wichtiger Punkt für die Allokation der verschiedenen Assetklassen ist das Thema Korrelation. Nachdem Marktteilnehmer die schwache letztjährige Aktienmarktperformance nicht durch Beimischung von Unternehmensanleihen hedgen konnten, da beide Anlageklassen Verluste verbuchten, wird Gold auch aus dieser Perspektive wieder interessant.
Puffer bei Schwankungen
Aber auch Gold hat das Jahr 2018 mit einem leichten Verlust von minus 1,5 Prozent abgeschlossen. Dieser tendenzielle Gleichlauf der verschiedenen Assetklassen aus dem letzten Halbjahr ist jedoch sehr selten zu beobachten und sollte nicht zur grundsätzlichen Abkehr von altgedienten Anlagekonzepten verleiten. Eine Beimischung in der Größenordnung von fünf bis zehn Prozent Depotanteil in Gold ist empfehlenswert und kann künftige Portfolioschwankungen deutlich abmildern.
Gastautor Jan-Patrick Weuthen ist Senior Portfoliomanager bei der B&K Vermögen GmbH in Köln.
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