Fokus auf Einzelaktien birgt Risiken
Private Anleger machen Fehler bei der Auswahl ihrer Assets. Das zeigen die Erfahrungen der Experten und die Auswertung privater Depots.
Andreas Glogger von der Glogger & Partner Vermögensverwaltung in Krumbach erklärte, wie Anleger typische Fehler und unangemessene Risiken vermeiden können.
Sie haben vor einigen Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die erfolgreiche Geldanlage. Machen Sie nicht die Fehler, die viele Anleger machen“. Wie sehen Sie die Tatsache, dass immer mehr junge Leute in Zeiten der Corona-Krise Geschmack an Aktien gefunden haben?
Als unabhängiger Vermögensverwalter begrüße ich es, wenn jüngere Generationen den Weg an die Börsen finden. Sie sind sogar recht erfolgreich, wie Analysen zeigen. Doch es gibt Tendenzen, die früher oder später Probleme bereiten könnten.
Zum Beispiel?
Viele setzen den Akzent zu sehr auf den Rendite-Aspekt und vernachlässigen die Risiken ihrer Investments. Das zeigt sich unter anderem im hohen Anteil von Einzelaktien in den Depots.
Was ist daran problematisch?
Die Finanzwissenschaft hat nachgewiesen: Nur sehr wenige Anleger können den Markt, wie er durch die wichtigen Indizes repräsentiert wird, auf Dauer schlagen. Im Gegenzug schneiden viele schlechter ab, als wenn sie über Jahre hinweg einen marktbreiten Indexfonds gehalten hätten. Der Fokus auf Einzelaktien kommt Anleger somit teuer zu stehen. Diese Erfahrungen werden auch die jungen Investoren machen.
Höhere Schwankungen, besonders bei Trend-Titeln
Spricht sonst noch etwas gegen Einzelaktien?
Die Schwankungen von Einzelaktien sind in der Regel höher als für den gesamten Markt, der ja alle Aktien enthält. Dies gilt insbesondere für beliebte Meme-Aktien und trendige Tech-Titel.
Also besser Indexfonds kaufen – und das war’s?
Wer es ganz einfach halten möchte, kann so vorgehen. Es ist aber auch möglich, ETF oder Fonds mit qualitativ hochwertigen Einzelaktien zu kombinieren.
Wie sollte die Verteilung auf ETF und Aktien aussehen?
Privatanleger sollten höchstens 20 Prozent der Aktienquote in Einzelaktien investieren. Mindestens 80 Prozent wandern in ETF bzw. Fonds. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass der Investor in etwa die Rendite des Gesamtmarkts erzielt.
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