Delle bei der Ausfinanzierung im MDAX
Die Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen gerät seit einigen Jahren in den Fokus vieler Unternehmen.
Künftige Rentenzahlungen können die Bilanz deutlich verlängern und das Rating sowie die Unternehmensbewertung beeinträchtigen. Daher wächst die Bereitschaft, diese Verpflichtungen mit reserviertem Planvermögen zu unterlegen und so die Bilanzkennziffern wieder zu verbessern.
Am weitesten fortgeschritten ist dieser Prozess erwartungsgemäß in den großen Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex (DAX) versammelt sind. Aber auch bei den Unternehmen in der zweiten Reihe steht diese Aufgabe auf der Agenda. Der Consultant Towers Watson veröffentlichte unlängst Zahlen zum Pensionsvermögen und dessen Ausfinanzierung in den MDAX-Unternehmen. Danach sind die Pensionsverpflichtungen im MDAX 2012 um 18 Prozent von 34 auf 40 Milliarden Euro gestiegen. Diesen Zuwachs löste vor allem die Zinsentwicklung aus, weil sich durch die niedrigen Kapitalmarktzinsen die heutigen Barwerte der künftigen Verpflichtungen erhöht haben.
Gleiche künftige Zahlungen, aber andere Belastung in der aktuellen Bilanz
Damit änderte sich zwar an den zu erwartenden Zahlungen, die an die Betriebsrentenanwärter zu leisten sind, nichts, aber die Bewertung schlägt sich dennoch in der Bilanz der Unternehmen nieder. Im MDAX hat nach Auswertung der veröffentlichten Jahresabschlüsse, die seit einigen Jahren regelmäßig von Towers Watson vorgenommen wird, EADS als einziges Unternehmen Pensionsverpflichtungen von mehr als zehn Milliarden Euro. Bei sechs Unternehmen liegen die Verpflichtungen in einer Spanne von zwei bis drei Milliarden.
Drei Unternehmen zu mehr als 75 Prozent ausfinanziert
18 Milliarden Euro Planvermögen insgesamt stehen den 40 Milliarden Euro Verpflichtungen der MDAX-Mitglieder gegenüber. Damit ist im Vergleich zum Vorjahr der Ausfinanzierungsgrad von 49 auf 45 Prozent zurückgegangen. Dieser Grad beschreibt das Verhältnis des Planvermögens in Marktwerten zur Pensionsverpflichtung. Drei Unternehmen im MDAX sind zumindest zu mehr als 75 Prozent ausfinanziert. Dabei handelt es sich um Fuchs Petrolub, MAN und Wincor Nixdorf. Auf der Gegenseite haben allerdings vier Unternehmen bislang gar kein Planvermögen gebildet. In zwei Fällen wird keine zu bilanzierende Pensionszusage angeboten, daher ist auch kein Planvermögen erforderlich.
Mittelfristiger Trend hält an
Die Aufteilung des Planvermögens hat sich nach Beobachtung von Towers Watson in den letzten Jahren nur wenig verändert. Eine vergleichsweise höhere Aktienquote im MDAX lasse sich zum Teil auf die Anlagestruktur einzelner Unternehmen zurückführen. So mache das Planvermögen von EADS zum Beispiel rund ein Drittel des Planvermögens im MDAX aus und sei zu 40 Prozent in Aktien investiert. Wie im Vorjahr zahlten die MDAX-Unternehmen Versorgungsleistungen von 1,7 Milliarden Euro. Etwas weniger als die Hälfte davon stammt aus dem Planvermögen. 2011 wurde etwas weniger als eine Milliarde Euro an neuen Dotierungen geleistet, im vergangenen Jahr war es deutlich mehr als eine Milliarde. Der Trend zu einer stärkeren Ausfinanzierung lasse sich daher, so Towers Watson, auch im MDAX feststellen.
Versorgungswerke sind krisenfest
Der vorübergehende Rückgang zu einem geringeren Ausfinanzierungsniveau sei in erster Linie auf den gesunkenen Rechnungszins zurückzuführen. Der Vermögenszuwachs im Planvermögen durch weitere Dotierungen und gute Anlagerenditen konnten die höhere Verpflichtungsbewertung nicht ausgleichen. Towers Watson schätzt die Versorgungswerke aber dennoch als krisenfest ein.
Bei den MDAX-Unternehmen ist der Aktienanteil im Planvermögen etwas höher als im DAX. Das ist allerdings auf die Anteile von einzelnen Unternehmen, wie zum Beispiel EADS zurückzuführen.
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