Das Sicherheitsempfinden deutscher Haushalte ist traditionell hoch. Das kann man nicht nur an der anhaltenden Affinität für Tages-, Spar- und Festgeldkonten ablesen, auf denen rund 3,5 Billionen Euro zinslos einer mittlerweile negativen Realverzinsung ausgesetzt sind.
Da die meisten Sparer weiterhin nicht bereit sind, verstärkt Aktien in die Vermögensstruktur einzubauen, reagieren Anleger auf die Null-Verzinsung oder drohende Negativverzinsung von Guthaben auch mit Abhebung von Geldern.
Angebot an Verwahrmöglichkeiten sinkt
Die vorhandenen Räumlichkeiten in einer Bankfiliale lassen oft keine Erweiterung zu. Ein Schließfachbereich befindet sich in der Regel im Tresorraum, der nicht beliebig vergrößert werden kann. Die Kosten für den Bau- bzw. Ausbau von Tresoranlagen sind zudem sehr hoch. Sicherlich will die Finanzwirtschaft die Neigung, Gelder im privaten Sparstrumpf zu sammeln, nicht noch zusätzlich unterstützen. Die Ertragssituation, insbesondere von Filialbanken, hat sich außerdem deutlich verschlechtert. Um- oder Ausbaumaßnahmen sind schlichtweg nicht finanzierbar.
Private Anbieter als Alternative
In Deutschland gibt es verschiedene Verwahrmöglichkeiten für Wertgegenstände oder Dokumente, die von privaten Firmen angeboten werden. Größere Wertgegenstände finden in Bankschließfächern ohnehin keinen Platz. Wenn der ständige Zugriff nicht notwendig ist, gibt es zumindest in jeder größeren Stadt private Anbieter für Schließfächer, gesicherte Lagerhallen und Ähnliches.
Dabei haben die Kunden die Wahl zwischen relativ sicheren Lagerräumen und hochgesicherten Tresoranlagen. Während Lagerräume in der Regel jeden Tag 24 Stunden einen Zugriff ermöglichen, hat man bei Tresoranlagen an Wochenenden, zumindest aber an Sonntagen, keine oder eingeschränkte Zugangszeiten. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Kosten hierfür deutlich höher sind als bei einem Bankschließfach. Ein bekannter Anbieter aus Stuttgart zum Beispiel berechnet für ein fünf Zentimeter hohes Fach knapp 30 Euro im Monat. Das ist viermal so hoch wie das Angebot einiger Banken für Fächer gleicher Größe, wobei Banken meist jährlich abrechnen.
Keine Meldepflicht für private Anbieter
Für den ein oder anderen Kunden mag es allerdings ein wichtiges Zusatzargument geben. Für private Anbieter besteht keine Meldepflicht von Schließfächern. Wenn man seine Wertsachen immer in der Nähe haben will, kann man sich privat auch Wand- oder Möbeltresore sowie Standtresore einbauen lassen. Hierbei müssen allerdings bauliche Voraussetzungen, wie Wandstärken oder die Belastbarkeit der Böden vorliegen. Erfüllen Tresore bestimmte Sicherheitsnormen, werden auch höhere Beträge über die Hausratversicherung als die Standardsummen abgesichert.
Fazit: Sicherlich kann es sinnvoll sein, Goldmünzen, wertvollen Familienschmuck, der nicht permanent getragen wird, oder wichtige Dokumente in einem Bankschließfach oder einem stabilen, feuersicheren Wand- oder Möbeltresor aufzubewahren. Die zuständige Versicherungsgesellschaft sollte vorab informiert und gegebenenfalls eine Zusatzversicherung abgeschlossen werden, da die Standarderstattungsbeträge für Wertsachen, die aus privaten Wohnungen gestohlen werden, sehr gering sind. Außerdem sollten Unterlagen, die im Schadensfall den Wert der Wertsachen belegen, getrennt von den Wertgegenständen sein. Grundsätzlich ist es aber ratsan, nicht zu große Bargeldmengen oder Wertgegenstände im Haus oder in der Wohnung aufzubewahren.
Wie Andreas Görler. Er ist Senior Wealth Manager beim Vermögensverwalter Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.