Zum Auftakt des neuen Jahres 2018 werden wieder die viel beachteten Neujahrs-Börsenprognosen der Banken und Analysehäuser zu den Entwicklungen der Aktienmärkte, Währungen und Zinsen publiziert. Anleger stellen sich alljährlich zurecht die Frage, ob man sich auf diese Prognosen verlassen kann.
Bei genauerer Betrachtung dürfte auffallen, dass die Prognosegeber trotz identischem volkswirtschaftlichem Datenmaterial fast alle unterschiedliche Ausblicke für das neue Jahr abgeben.
Analysten orientieren sich an anderen Analysten
Dennoch überrascht auch hier der größte Teil der Analysen mit Falscheinschätzungen. Wie kommt so ein Ergebnis zustande? Wenn neue Unternehmenszahlen bekannt werden, reagieren die Kurse der Unternehmen darauf unmittelbar. Eine Analystenstudie hingegen wird erst Tage oder Wochen später publiziert. Die Zahlen sind also bereits in den Kursen eingepreist. Zudem werden Analysten anhand ihrer Aussagen gemessen und weichen deshalb nur ungern von Konkurrenzanalysen ab. Analysten orientieren sich also an den Studien anderer Analysten. Die Zahl an falschen Prognosen bzw. Analysen steigt zudem auffallend an, wenn sich die Märkte nicht mehr in ruhigen Trends bewegen, sondern Trendwechsel vollziehen.
Anlegern kann man daher nur raten, nicht blind auf kurzfristige Prognosen zu vertrauen. Stattdessen sollten sie sich als langfristiger Investor und Unternehmer betrachten und mit Hilfe klassischer Fundamentalkennzahlen, charttechnischer Einflussfaktoren wie beispielsweise Trendanalysen und gesundem Menschenverstand ein eigenes Gesamtbild zu schaffen.
Gastautor Jan-Patrick Weuthen ist Senior Portfoliomanager bei der B&K Vermögen GmbH in Köln.