Aktienverzicht kostet Deutsche ein Vermögen
US-Amerikaner können nach 45 Jahren über 800.000 Euro mehr verfügen als Deutsche – ein wesentlicher Grund dafür: der Verzicht auf Aktien, den die meisten Deutschen fast schon aus Prinzip üben.
Ob die Deutschen ihr Sparbuch tatsächlich lieben, wie oft kolportiert wird, sei dahingestellt. Dass hierzulande jedoch der weit verbreitete Aktienverzicht in der privaten Kapitalanlage viel Geld kostet, liegt auf der Hand. Obwohl das angesichts der aktuellen Kursverluste nicht unbedingt so scheint. Unlängst hat das Onlineportal Kryptoszene.de ausgerechnet, wie sich die entgangene Rendite über Jahrzehnte auswirkt.
Die Unterschiede im Vergleich zu anderen Industrieländern sind beeindruckend. Das gilt umso mehr, da beim Einkommen die Deutschen durchaus an der Spitze mithalten können. Allerdings werden die daraus möglichen Rücklagen nach wie vor eher in herkömmlichen Geldanlagen geparkt, statt diese zum Beispiel in Sachwerte wie Aktien zu investieren. Vor allem Briten und US-Amerikaner machen es anders und – betrachtet über einen Zeitraum von 45 Jahren, der den Berechnungen zugrundeliegt – einfach besser. Sie sind bei ihrer Vorsorgeplanung und ihrem Vermögensaufbau verstärkt auf Aktien fokussiert. Während jeder Deutsche durchschnittlich gerade einmal auf ein Vermögen in Höhe von 35.313 US-Dollar zurückgreifen kann, sind es in Großbritannien 97.452 US-Dollar. In der Schweiz beträgt dieser Vermögenswert sogar 227.891 US-Dollar. Selbst in Ländern wie Irland, Italien oder Österreich ist der entsprechende Wert doppelt so hoch.
Das Risiko, kein Risiko einzugehen
Über die Hälfte der Deutschen (55,2 Prozent) setzt immer noch auf’s Sparbuch. Nur etwa neun Prozent der Deutschen besitzen Aktien. Der Verzicht auf Aktien geht allerdings richtig ins Geld. Die durchschnittliche geringe Verzinsung herkömmlicher Sparprodukte schlägt sich im Vermögenswachstum nieder. Mag es auch paradox klingen: beim langfristigen Vermögensaufbau stellt die mangelnde Bereitschaft, Risiko einzugehen, das eigentliche Risiko dar. Neben dem Aktienverzicht wirkt sich auch die geringe Wohneigentumsquote und die große Skepsis gegenüber neuen, alternativen Anlageformen aus.
Auslandsanlagen mit geringerer Ausbeute
Deutsche legen zwar durchaus Kapital im Ausland an. Allerdings mit vergleichsweise geringer Ausbeute.
Das zeigen die Auswertungen der Rendite von Anlegern aus verschiedenen Ländern. Lediglich die von Finnen erzielte Rendite liegt noch unter der von deutschen Investoren. So konnten Deutsche, die 1975 den Betrag von 10.000 US-Dollar investierten, bei einer durchschnittlichen Rendite von 4,9 Prozent bis heute ein Vermögen von 86.078 Dollar erwirtschaften. Britische Anleger kamen bei einer Rendite von 10,2 Prozent auf ein Vermögen von 871.167 US-Dollar.
Noch deutlicher fällt der Rendite-Vorsprung der US-Amerikaner aus. Mit einer jährlichen Rendite von 10,6 Prozent erzielten sie im Vergleichszeitraum fast eine Million US-Dollar (931.066 US-Dollar). Gemessen am Wechselkurs von Mitte März hätte somit ein US-Amerikaner nach 45 Jahren umgerechnet rund 833.000 Euro mehr auf seinem Konto als ein Deutscher.
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