Zukünftig mehr Vielfalt in der Altersvorsorge
Die gesetzliche Rente bleibt das „A und O“ der Altersvorsorge. Aber mit der jüngeren Generation zieht mehr Vielfalt ein. Außerdem nähern sich Ost und West weiter an.
Mit der unlängst veröffentlichten Studie „Lebensverläufe und Altersvorsorge (LeA)“ präsentiert die Deutsche Rentenversicherung Bund ein umfassendes Bild zu Erwerbsbiografien und Altersvorsorge. Dafür erfassten die Experten der Rentenversicherung im Jahr 2016 bestehende Anwartschaften in allen drei Säulen der Alterssicherung. Auf einer fundierten Datenbasis für die Geburtsjahrgänge 1957 bis 1976 ermittelten sie, welche Versorgungsansprüche die Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen besitzt.
Diese realen statistischen Werte unterscheiden sich von den fiktiven Daten des häufig angeführten Eckrentners. Dabei wurde deutlich, dass nach wie vor die gesetzliche Rentenversicherung die wichtigste Säule im deutschen Alterssicherungssystem ist. Einer möglichst durchgehenden rentenversicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit kommt bei der Altersvorsorge also weiterhin die Schlüsselrolle zu.
Gesetzliche Rente mit Abstand stärkstes Standbein
Vor allem in der Gruppe der 40- bis 44-jährigen Männer aus den alten Bundesländern dominiert die gesetzliche Rente. 96 Prozent von ihnen zahlen in die Rentenkasse ein. Bei den gleichaltrigen Frauen im Westen sind es 91 Prozent. In den neuen Bundesländern beträgt dieser Wert bei Frauen wie Männern in diesem Alterssegment 92 Prozent. Auffällig ist zudem eine leichte Dominanz der Beamtenversorgung in den alten Bundesländern im Vergleich zum Osten. Darin spiegelt sich wider, dass in den neuen Bundesländern zeitweise weniger Bedienstete verbeamtet wurden.
Allerdings holen die jüngeren Frauen in den neuen Bundesländern auf. So haben sowohl bei den 55- bis 59-jährigen westdeutschen Männern als auch bei den 40- bis 44-jährigen ostdeutschen Frauen jeweils sieben Prozent Anwartschaften in der Beamtenversorgung. 55- bis 59-jährige ostdeutsche Männer hingegen kommen gerade einmal auf einen Vergleichswert von zwei Prozent. Von den 55- bis 59-jährigen westdeutschen Frauen können drei Prozent mit einer Beamtenversorgung rechnen.
Jüngere sorgen verstärkt selbst vor
Der Anteil jener, die zusätzlich privat vorsorgen, ist unter den Jüngeren deutlich höher. Das gilt besonders für Frauen. So bauen sich 54 Prozent der westdeutschen Frauen und 57 Prozent der ostdeutschen Frauen in der Altersgruppe der 40- bis 44-Jährigen eine zusätzliche private Altersvorsorge auf. Bei den Männern in diesem Alter sind es deutschlandweit 52 Prozent. Im Vergleich zu den 55- bis 59-Jährigen ist eine deutliche Steigerung bei der privaten Altersvorsorge zu verzeichnen. Mit 14 Prozent fällt diese Differenz bei den Frauen in den neuen Bundesländern am höchsten aus.
bAV ist Domäne westdeutscher Männer
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist vor allem unter Männern in den alten Bundesländern verbreitet. In beiden untersuchten Altersklassen haben 43 Prozent Anspruch auf eine Betriebsrente. In den neuen Bundesländern hingegen ist eine betriebliche Altersversorgung bei den Frauen deutlich häufiger vorhanden als bei den Männern. Dies gilt insbesondere für die 55- bis 59-jährigen Frauen. 40 Prozent von ihnen besitzen eine Betriebsrentenanwartschaft. Am geringsten ist dieser Wert bei ostdeutschen Männern zwischen 40 und 44 Jahren (29 Prozent) sowie bei den jüngeren Frauen (40 bis 44 Jahre) im Westen, von denen nur knapp jede Dritte (32 Prozent) über eine bAV verfügen.
Migrationserfahrung geht einher mit geringeren Anwartschaften
Die zunehmende Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund war ein weiterer Bestandteil der Studie, wenngleich die 2016 gemachten Aussagen lediglich eine temporäre Bestandsaufnahme darstellen. Generell jedoch geht, so die Studienautoren, Migrationserfahrung in Deutschland mit kürzeren Versicherungszeiten und geringeren Anwartschaften einher. Somit fallen auch die erworbenen oder zukünftigen Anwartschaften in allen Alterssicherungssystemen für Menschen mit Migrationserfahrung im Durchschnitt geringer aus als für Deutsche ohne Migrationserfahrung, selbst wenn bei knapp der Hälfte der Befragten im Ruhestand noch Rentenzahlungen aus dem Ausland hinzukommen. Doch diese liegen selten über 250 Euro monatlich. Somit werden sie die geringeren Anwartschaften aus den deutschen Alterssicherungssystemen nicht ausgleichen können.
Altersvorsorge über alle drei Säulen: Was am Ende rauskommt
Die künftigen Rentenhöhen nähern sich an. Während es in der älteren Vergleichsgruppe noch zu auffällig hohen Differenzen zwischen den Anwartschaften über alle Säulen hinweg kommt, nähern sich diese für die jüngeren Jahrgänge von Frauen und Männern in West-und Ostdeutschland allmählich an. Die derzeitig noch typische Spitzenstellung männlicher westdeutscher Rentner wird es zukünftig so nicht mehr geben. Auch andere Unterschiede schwächen sich ab.
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