Weniger Reformeifer bei der Rente
In den Jahren 2015 bis 2017 ist der Reformeifer, mit dem die entwickelten Industriestaaten den Umbau der Rentensysteme vorantreiben, sichtlich erlahmt. Zu dieser Einschätzung gelangt die OECD in ihrer jüngsten Analyse „Pensions at a Glance“.
Nach den Beobachtungen der Experten der OECD nahmen in den beiden zurückliegenden Jahren im Vergleich zu früheren Zeiträumen nach der Finanzkrise die Reformaktivität ab. In einem Fünftel der OECD-Länder fanden gar keine weiteren Reformen mehr statt. Verbesserte öffentliche Finanzen haben, so stellen die Autoren der Studie fest, etwas Druck von den Rentensystemen genommen.
Damit ließ auch der Eifer der Regierungen, die Alterssicherungssysteme demografiefest zu machen, nach. Langfristig hat sich an der grundlegenden demografischen Situation und den daraus resultierenden Folgen für die Alterssicherungssysteme allerdings nichts geändert. Das Verhältnis der 65-Jährigen und Älteren in Relation zu den Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 64 Jahren, dargestellt mit dem sogenannten Altenquotienten, verschlechtert sich in vielen Ländern in den kommenden Jahrzehnten drastisch. Im Durchschnitt der OECD-Staaten verdoppelt sich dieser Quotient in den nächsten 35 Jahren.
Daher ging in mehreren Ländern der Umbau der Alterssicherungssysteme auch weiter. Renteneintrittsalter, Rentenleistungen, Einzahlungen oder Besteuerung wurden angepasst. Einige Länder nahmen allerdings auch schon erfolgte Reformen wieder zurück. Das war zum Beispiel in Kanada und Tschechien der Fall. Diese beiden Länder korrigierten geplante Erhöhungen des Rentenalters wieder. Polen senkte sogar das Rentenalter.
Sechs Länder berücksichtigen die Lebenserwartung
Insgesamt sechs Staaten veränderten im Laufe der beiden zurückliegenden Jahre das Rentenalter. In rund einem Drittel der Staaten wurden die Beitragssätze neu festgelegt. Ein weiteres Drittel justierte das Rentenniveau für alle oder zumindest einige Rentner noch einmal nach. In einem Fünftel gab es Anpassungen bei den Mindestrenten oder armutsvermeidenden Maßnahmen. Nach der derzeit geltenden Rechtslage wird in etwa der Hälfte der OECD-Staaten das reguläre Rentenalter weiter ansteigen. In Finnland, Dänemark, Italien, in den Niederlanden, in Portugal und in der Slowakei ist das Renteneintrittsalter an die Entwicklung der Lebenserwartung gekoppelt. Im Durchschnitt findet eine Anhebung des regulären Renteneintrittsalters um 1,5 Jahren bei den Männern und 2,1 Jahren bei den Frauen bis 2060 auf der Grundlage der jetzt geltenden Gesetze statt.
Dänen gehen am spätesten in Rente
Drei Länder werden künftig ein Renteneintrittsalter über 68 Jahre haben: Dänemark, Italien und die Niederlande. Dazu im Gegensatz bleibt das gesetzliche Renteneintrittsalter unter 65 Jahren nur noch in Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Slovenien und in der Türkei. Die Angleichung der Rentenalter von Frauen und Männern ist in den OECD-Staaten schon weit fortgeschritten. Lediglich Israel, Polen und die Schweiz wollen einen Geschlechterunterschied beim Rentenalter beibehalten. Alles in allem stellen die Experten der OECD aber nach wie vor eine enorme Spannbreite beim künftigen Renteneintrittsalter fest. Sie reicht von 59 Jahren in der Türkei (nur für Frauen) und 60 Jahren in Luxemburg und Slowenien bis zu erwarteten 74 Jahren in Dänemark.
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