Mehr Selbstständige mit gesetzlicher Rente
Binnen einer Dekade stieg die Zahl der gesetzlich rentenversicherten Selbstständigen um mehr als 20 Prozent. Das zeigt die Statistik der Deutschen Rentenversicherung.
Altersvorsorge, Absicherung von Erwerbs- und Einkommensrisiken oder Hinterbliebenenschutz: die Gründe sind vielfältig, die Selbstständige in die gesetzliche Rente führen.
Möglicherweise haben auch die Pandemie und deren Auswirkungen den Trend noch einmal verstärkt. Zudem gibt es verpflichtende Mitgliedschaften, wie bei den selbstständigen Handwerkern. So gehörten im Jahr 2020 auch fast 56.000 Handwerker zum Kreis der pflichtversicherten Selbstständigen innerhalb der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV). Laut Informationsportal der Deutschen Rentenversicherung (ihre-vorsorge.de) ist die Zahl der rentenversicherten Selbstständigen in der GRV erneut gestiegen. Sie nahm zwischen 2020 und 2021 um mehr als 8.000 GRV-Pflichtige auf knapp 331.000 Selbstständige zu. Innerhalb von zehn Jahren betrug der Zuwachs in der Summe damit etwa 59.000. Das entspricht einer prozentualen Steigerung zwischen 2011 und 2021 von knapp 22 Prozent.
Kommt die Versicherungspflicht?
Generell können derzeit alle nicht pflichtversicherten Selbstständigen freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Doch seit Jahren gibt es in der Politik immer wieder Anregungen oder gar Planungen zu einer verpflichtenden Rentenversicherung für möglichst viele Selbstständige. Dafür kursieren verschiedene Ideen und Modelle. Ein Konzept sieht vor, dass Menschen, die den Schritt neu in die Selbstständigkeit wagen, sich an der gesetzlichen Rentenkasse verpflichtend beteiligen müssen. Davon ausgenommen werden all jene, die eine andere anerkannte Altersvorsorge nachweisen können. Das gilt zum Beispiel für Berufsgruppen, die traditionell in Versorgungswerken oder vergleichbaren Systemen versorgt sind. Dazu zählen zum Beispiel Hebammen, Ärzte, Architekten, Anwälte oder Schauspieler.
Wie steht es um die Rente der Selbstständigen?
Die Einkommensszenarien bei Selbstständigen bilden ein weites Spektrum. So zitiert beispielsweise das Internetportal für Existenzgründer und Selbstständige selbstaendig.de eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Danach liegt die Einkommensspanne von Solo-Selbstständigen je nach Branche und Beruf zwischen 616 und 3.158 Euro netto pro Monat. Zudem soll etwa eine Million Selbstständige (also rund jeder Vierte) weniger als den gesetzlichen Mindestlohn einnehmen. Auf der anderen Seite gibt es Zahlen, wonach etwa jeder zehnte Selbstständige im Schnitt mehr als 4.500 Euro netto monatlich verdient.
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