DIA-Forum 2016: Ist die Rente noch zu retten?
Die Deutschen leben länger und beziehen länger Rente. Gleichzeitig bekommen sie weniger Kinder als früher. Das setzt die gesetzliche Rente, bei der die arbeitende Generation die Rente für die Älteren erwirtschaftet, gehörig unter Druck.
Über die Folgen und die notwendigen Reformen für die gesetzliche Rente diskutierte eine Expertenrunde auf dem jüngsten DIA-Forum in Berlin: Ist die umlagefinanzierte Rente ohne eine weitere Anhebung des Rentenalters überhaupt zu stabilisieren? Wie und vor allem wann sollen die immer noch unterschiedlichen Renten in den alten und neuen Bundesländern angeglichen werden? Laden wir der jungen Generation eine zu große Last auf die Schultern? Mit diesen und vielen weiteren Fragen setzten sich die Diskussionsteilnehmer aus Politik und Wissenschaft auseinander. Im Anschluss daran fassten sie vor der Kamera einige Punkte zusammen.
Prof. Dr. Lars P. Feld, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hielt ein überzeugendes Plädoyer für eine nachhaltige Rentenpolitik und warnte davor, mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl frühere Reformen wieder außer Kraft zu setzen. So rechnete er vor, dass bei einem Zurückdrehen der Reformen, die von der rot-grünen Koalition angestoßen wurden, der Rentenbeitragssatz bis 2080 auf 33,4 Prozent steigt.
Fehlender Zins ist ein Desaster für die Sparer
Anja Karliczek, Finanzexpertin der CDU-Bundestagsfraktion, beschrieb die verschiedenen Stellschrauben, mit denen das Umlagesystem der gesetzlichen Rente justiert werden kann. Man werde nicht umhinkommen, an allen ein wenig zu drehen, um das Rentensystem stabil zu halten. So kann sie sich zum Beispiel sehr gut eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der Lebenserwartung vorstellen. Wichtig sei aber vor allem Verlässlichkeit in der Rentenpolitik. Außerdem müsse Vorsorge sich lohnen. Letzteres trifft auch auf die ergänzende Altersvorsorge zu: Der fehlende Zins sei ein Desaster für all jene, die noch Vermögen aufbauen müssen, knüpfte Dr. Asoka Wöhrmann, Leiter Privatkunden Deutschland bei der Deutschen Bank, an diesen Gedanken an. Dennoch sei Sparen wichtig, ob mit Zins oder ohne Zins. Unter den heutigen Bedingungen komme es aber vor allem auf chancenreiches Investieren an.
Das DIA-Forum war eine Gemeinschaftsveranstaltung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), der Deutschen Bank und der Ludwig-Erhard-Stiftung und fand am 23. November 2016 in Berlin statt.
Als Gäste und Moderatoren nahmen an der Podiumsdiskussion des DIA-Forums teil: Oswald Metzger, Prof. Dr. Lars P. Feld, Anja Karliczek, Dr. Asoka Wöhrmann, Wolfgang Gründinger sowie Prof. Dieter Weirich.
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