Jeder Zweite geht früher in Rente
Mehr als jeder zweite Berufstätige geht vor dem offiziellen Renteneintrittsalter in den Ruhestand. Die Möglichkeiten zum vorzeitigen Rentenbezug werden meist nicht ausgelassen.
Wer in Deutschland 45 Versicherungsjahre angesammelt hat, kann sich mit 63 in den Ruhestand verabschieden. Alle anderen ab 1964 Geborenen müssen sich bis zum 67. Lebensjahr gedulden. Viele wollen aber nicht so lange auf ihre Pensionierung warten und tun dies auch nicht. Dafür nehmen sie wegen der damit verbundenen Abschläge eine kleinere Rente in Kauf.
Das zeigt der diesjährige Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse. Demnach geht über die Hälfte der Erwerbstätigen vorzeitig in Rente, darunter 13,5 Prozent aufgrund von Berufsunfähigkeit. Die Altersgruppe der Frührentner verzeichnet zudem den höchsten Anteil von Medikamentenverordnungen. Der vorzeitige Ausstieg aus der Arbeitswelt hat also überwiegend gesundheitliche Gründe. Um die Finanzierung der gesetzlichen Rente langfristig zu sichern, wäre allerdings ein späterer Renteneintritt hilfreich. Vor dem Hintergrund der TK-Zahlen wirkt diese Möglichkeit allerdings fast schon absurd. Ist ein späterer Renteneintritt mit der Lebenswirklichkeit überhaupt vereinbar?
Psychische Erkrankungen nehmen zu
Immerhin enthält der Gesundheitsreport auch eine gute Nachricht. Zwei Drittel der Berufstätigen waren innerhalb von vier Jahren durchgängig beschäftigt. Auch die Fehlzeiten gingen zurück. 2017 war jeder Arbeitnehmer im Schnitt 15 Tage lang krankgeschrieben. Am meisten traten dabei psychische Störungen auf, gefolgt von Erkrankungen der Atemwege, des Bewegungsapparates sowie Verletzungen. Seit längerer Zeit aber sinkt die Anzahl der Beeinträchtigungen ebenso wie die Anzahl der Fehltage. Lediglich psychische Störungen kommen in der vergangenen Zeit immer häufiger vor.
Wer im Callcenter arbeitet, stirbt früher
Die psychischen Belastungen von Angestellten zeigen sich am deutlichsten bei Callcenter-Mitarbeitern. Nach der Studie sind Berufe mit einer schweren körperlichen Arbeit von einem besonders erhöhten Sterberisiko betroffen. Dazu zählen unter anderem Dachdecker, Schweißer oder Beschäftigte aus dem Bereich Personenschutz. So tragisch diese Todesfälle sind, erscheinen sie doch erklärbar, da diese Anstellungen sehr gefährlich sind und mit einer hohen Berufsunfähigkeitsquote einhergehen. So fällt der Dachdecker von der Leiter, der Schweißer verletzt sich schwer und Schutzpersonen kommen mitunter in eine körperliche Auseinandersetzung. Doch eine Gruppe passt nicht in dieses Bild: Beschäftigte aus dem Dialog-Marketing. Zu Deutsch: Callcenter-Mitarbeiter. Auch sie verzeichnen ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko, obwohl ihr Arbeitsplatz wenig lebensbedrohlich erscheint. Schlechte Bezahlung, eine laute Arbeitsatmosphäre und viel Stress führen in dieser Branche zu besonders lang andauernden Fehlzeiten aufgrund einer zu hohen psychischen Belastung.
Akademiker sind länger arbeitsfähig
Hingegen ist das Sterberisiko von Akademikern merklich geringer als in anderen Berufsgruppen. Ein Schulabschluss führt darüber hinaus seltener zu Befristung. Ebenso machen Menschen mit einer hohen Ausbildung in der Regel keinen Gebrauch von einem frühzeitigen Ruhestandsbeginn. Im Gegenteil, sie gehen oft sogar später in Rente, als gesetzlich vorgesehen.
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