Gebildete gehen später in Rente
Menschen mit einem höheren Bildungsstand beginnen die Rente später. Auch Alleinstehende arbeiten deutlich länger. In der Zukunft wird sich das nicht ändern.
In welchem Alter wir in den Ruhestand gehen, hängt von mehreren sozioökonomischen Eigenschaften ab. Besonders Bildung, Gesundheit und Beziehungsstand sind dabei entscheidend. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.
Seit 2012 wird die Regelaltersgrenze schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. 2031 ist dieser Prozess dann endgültig abgeschlossen. Soll heißen: Wer nach 1964 geboren ist, für den geht es erst mit 67 abschlagsfrei in Rente. Viele Menschen jedoch beginnen bereits früher den Ruhestand. Die DIW-Studie berechnete in dem Modell daher den durchschnittlichen Rentenbeginn der Deutschen bis ins Jahr 2032. Zudem ermittelten die Forscher die künftigen Erwerbsquoten anhand von zwei unterschiedlichen Arbeitsmarktszenarien. Es zeigten sich deutliche Unterschiede in der Anpassung an die neuen Altersgrenzen zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen.
Sollte der derzeitige Arbeitsmarktboom nicht anhalten, droht Altersarmut besonders Personen mit niedrigem Bildungsstatus, prekärer Beschäftigung und schlechter Gesundheit. Diese Menschen können sich am schlechtesten an die neue Regelaltersgrenze anpassen. Am wenigsten trifft ein späterer Ruhestand hingegen Hochgebildete in stabilen Jobverhältnissen, die sich einer guten Gesundheit erfreuen. Studienautor Peter Haan fordert daher eine Anpassung des Arbeitsmarktes, so „dass es für viele Menschen möglich ist, ihre Erwerbstätigkeit lange auszuüben, zum Beispiel durch die Möglichkeit flexibler Übergänge“.
Rentenzugangsalter ist auch 2032 unter 67
Die Erhöhung des Rentenalters führt in allen gesellschaftlichen Schichten in den nächsten zwei Jahrzehnten auch zu einem späteren Ruhestandsbeginn. Allerdings werden Gebildete und Alleinstehende am längsten arbeiten. So verschieben Menschen mit einem höheren Schul- und Studienabschluss ihren Renteneintritt um 1,6 bis zwei Jahre nach hinten. Personen mit mittlerer Bildung treten je nach Szenario nur um ein beziehungsweise 1,4 Jahre später aus dem Erwerbsleben als heutzutage. Beide Szenarien unterstellen eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. In Szenario 1 bleiben die aktuellen Erwerbsquoten bis 2032 konstant. Im zweiten Szenario steigt die Erwerbsquote der Älteren stärker. So vergrößert sich dieser Wert bei den 60- bis 67-jährigen Männern von 43 auf 55 Prozent und bei den Frauen von 35 auf knapp 49 Prozent. Insgesamt erhöht sich das Rentenzugangsalter bis 2032 im zweiten Szenario auf durchschnittlich 65,5 Jahre an. Im ersten Szenario ist es um 0,3 Jahre niedriger.
Single-Frauen erhöhen ihr Rentenzugangsalter am meisten
Am frühesten aus dem Berufsleben verabschieden sich verheiratete Frauen in einer Teilzeitbeschäftigung mit niedrigem Bildungsstand. Am längsten arbeiten im Vergleich dazu Alleinstehende und hochgebildete Männer. Ledige Personen steigern ihr Rentenalter in diesem Zusammenhang deutlich mehr als verheiratete Paare. Der Unterschied liegt bei einer fast ein Jahr längeren Erwerbsphase. Jedoch ist hier ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern zu erkennen. So sind es vor allem die Single-Frauen, die den Austritt aus dem Erwerbsleben hinauszögern. Verheiratete Männer hingegen gehen sogar später in Rente als der bundesweite Durchschnitt.
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