Vermögensbilanz: Das Ungleichgewicht wächst
Generell ist das Vermögen der Deutschen zwar gestiegen, aber davon profitieren nicht alle gleichermaßen.
So gehören den oberen zehn Prozent der Bevölkerung laut einer aktuell veröffentlichten Bundesbank-Studie knapp 60 Prozent, während die untere Hälfte nur 2,5 Prozent des Nettovermögens hierzulande besitzt. Diese Ungleichheit ist zudem in Deutschland deutlich höher ausgeprägt als im Durchschnitt der Eurozone.
Die Vermögenskluft in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren vergrößert. Gemessen an einer ersten Datenerhebung im Jahr 2010 zeigen die 2014 ermittelten und jüngst präsentierten Fakten, dass die Ungleichheit sogar noch etwas größer geworden ist. Insgesamt betrachtet stiegen die Privatvermögen in Deutschland im Zeitraum 2010 – 2014 leicht an. Im Durchschnitt betrugen die Bruttovermögen pro Haushalt 240.200 Euro (2010: 222.200 Euro).
Nach Abzug der privaten Schulden bleibt ein durchschnittliches Nettovermögen von 214.500 Euro (2010: 195.200 Euro). Allerdings liegt der Median, also der Mittelwert der Nettovermögen, deutlich niedriger. Dieser Wert betrug 2014 nur 60.400 Euro netto (2010: 51.400 Euro). Diese große Differenz zwischen Durchschnitts- und Medianvermögen bezeichnet die Studie als weiteren Beleg für die bestehende Ungleichheit bei den Vermögenswerten der deutschen Haushalte.
Gestiegen ist auch der sogenannte Gini-Koeffizient, der die Verteilungsquote bemisst – je höher dieser Wert ausfällt, desto ungleicher sind die Vermögen verteilt. Für Deutschland beträgt er nunmehr 76 Prozent. Zum Vergleich: In der gesamten Eurozone lag dieser Wert 2014 bei 69 Prozent. Somit nähert sich die Vermögensaufteilung in Deutschland eher dem vergleichbaren Wert der USA (rund 80 Prozent) als an den Vergleichswerten der Staaten innerhalb der europäischen Währungsunion.
Doch letztlich verfügen die Deutschen im europäischen Vergleich nur über ein relativ niedriges Vermögen. So lag das Netto-Medianvermögen beispielsweise in Italien 2014 bei rund 138.000 Euro. Hier schlägt sich der mit 44 Prozent relativ niedrige Anteil deutscher Haushalte mit eigener Wohnimmobilie nieder, der anderenorts in Europa weitaus größer ausfällt. Zudem berücksichtigt die Studie zwar die Besitzstände aus einer privaten Altersvorsorge, doch die Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung eben nicht. Ansonsten würde sich das vergleichsweise hohe Rentenniveau in Deutschland deutlicher auf die gesamte Vermögensposition im europäischen Vergleich auswirken.
Monatsbericht der Bundesbank, März 2016
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