Sieben Millionen Deutsche überschuldet
Jeder zehnte Deutsche über 18 Jahren ist überschuldet und weist nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Das Schuldenvolumen liegt derzeit bei 202 Milliarden Euro.
Als überschuldet gelten dabei nur Menschen, bei denen das Vermögen die Schulden nicht mehr deckt. Das Eigenkapital muss negativ sein. Wer also einen Kredit aufnimmt für den Hausbau, fällt nicht in diese Gruppe. Umso erschreckender ist es, dass knapp sieben Millionen Privatpersonen in Deutschland überschuldet sind.
Das zeigt der neue SchuldnerAtlas 2019 des Inkassodienstleisters Creditreform. Immerhin gingen die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Auch die juristischen Sachverhalte nahmen ab. Die Fälle mit geringer Überschuldung jedoch stiegen mit 4,1 Prozent deutlich an. Die Problematik findet sich in allen gesellschaftlichen Schichten. Auch im oberen Milieu ist mehr als jeder Dreizehnte betroffen. Rund vier Millionen Deutsche verbleiben in einer dauerhaften Überschuldungsspirale. Jedoch kommt es zu erheblichen Unterschieden bei Wohnort, Alter und zwischen den Geschlechtern.
Osten überschuldeter als der Westen
So sind Menschen aus dem Osten bereits zum achten Mal in Folge prozentual öfter überschuldet als Westdeutsche. Die Überschuldungsquote liegt in den neuen Bundesländern mit 10,33 aber nur leicht über den Werten der alten Länder mit 9,94 Prozent. Zudem geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung. In den letzten beiden Jahren drehte sich die Überschuldungsspirale in den alten Bundesländern schneller als im Osten. Am wenigsten davon betroffen sind die Bewohner in Bayern mit einer Quote von 7,31 Prozent. Den zweiten Platz im Ländervergleich belegt Baden-Württemberg, dicht gefolgt von Thüringen. Die meisten überschuldeten Personen wohnen in der Hansestadt Bremen. Fast jeder siebente Bremer befindet sich in dieser Situation. Im Vergleich zu Bayern sind in Bremen also knapp doppelt so viele Menschen überschuldet. Die weiteren Schlusslichter bilden Sachsen-Anhalt und Berlin.
Auch zwischen den Geschlechtern kommt es zu massiven Unterschieden. So müssen die Herren der Schöpfung deutlich häufiger mit Zahlungsengpässen kämpfen. Jeder achte Mann ist in Deutschland überschuldet. Bei den Frauen trifft das nur auf jede Dreizehnte zu. Allerdings mehren sich die Überschuldungsfälle bei den Frauen seit längerer Zeit, währenddessen die Werte bei den Männern abnehmen.
Gravierende Veränderungen bei den Senioren
Darüber hinaus sind Schulden vor allem eine Frage des Alters. Am schlimmsten sieht es bei den 30- bis 39-Jährigen aus. 17,72 Prozent sind in dieser Altersgruppe überschuldet. Den zweiten Platz von hinten belegen die 40- bis 49-Jährigen mit 13,12 Prozent. Auch bei den unter 30-Jährigen sieht es mit 12,13 Prozent nicht wirklich besser aus. In diesen Lebensphasen sind in der Regel die großen Belastungen im Leben zu meistern wie Wohneigentum, Kinder oder eventuelle Unsicherheiten im Job. Ab 50 gehen die Werte dann deutlich zurück und liegen bis zum Lebensende unter dem deutschlandweiten Durchschnitt. Eine Entwicklung in den letzten Jahren ist jedoch beunruhigend. So sind die Schuldnerfälle in der ersten Lebenshälfte rückläufig, in der zweiten dann jedoch ansteigend. Am gravierendsten sind die Veränderungen bei den Senioren.
In diesem Jahr müssen rund 381.000 Menschen ab 70 als überschuldet eingestuft werden. Das sind 45 Prozent mehr also noch 2018. Auch wenn die Quote mit drei Prozent deutlich geringer ausfällt als in allen anderen Altersgruppen, liefert diese Entwicklung Anlass zur Besorgnis. Seit 2013 kam es zu einem Anstieg von 243 Prozent bei den überschuldeten über 70-Jährigen. Die Studienautoren gehen zudem von einer weiteren Zunahme aus.
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