Mit Nebenjob durch die Krise?
Die Inflation hält an. Die Lebenshaltungskosten steigen. Die nächsten Energierechnungen werden kommen. Angesichts derartiger Perspektiven denken schon einige Deutsche an einen Nebenjob.
Die Einkommensentwicklung kann mit der Preissteigerung nicht mithalten. Die Entlastungspakete helfen möglicherweise nur vorübergehend. Der Winter kommt und bleibt erst einmal, genau wie die hohen Heiz- und Energiekosten in der kalten und dunklen Jahreszeit. So stellen gerade zahlreiche Bürger ihren finanziellen Spielraum auf den Prüfstand. Dabei denkt bereits jeder Dritte (35 Prozent) darüber nach, sich einen Nebenjob zu suchen. 42 Prozent schließen diesen Schritt für sich aus. Das ergab eine Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Crif, die im Juli 2022 durchgeführt wurde. Seitdem könnte sich dieses Szenario noch verstärkt haben.
Dabei geht es nicht einmal so sehr um die Basisausgaben, sondern eher um grundsätzliche Lebensqualität beziehungsweise um den derzeit in der öffentlichen Diskussion häufiger prophezeiten Wohlstandsverlust. Laufende Rechnungen halten 82 Prozent der Befragten noch für kein gravierendes Problem. 92 Prozent sind sich auch sicher, alle Mietausgaben leisten zu können. Doch die allgemeinen Aussichten verdüstern sich. Ein Drittel sieht innerhalb eines Jahres seinen gewohnten Lebensstandard in Gefahr. Etwas mehr (37 Prozent) gehen gleichzeitig von einer schlechteren finanziellen Lage aus. Knapp jeder Zweite (48 Prozent) erwartet, am Monatsende weniger Geld übrig zu haben. Besonders ausgeprägt sind die finanziell begründeten Zukunftsängste mit jeweils über 70 Prozent der Befragten in vier Bundesländern: Saarland und Baden-Württemberg im Westen sowie Sachsen und Brandenburg im Osten.
Sparen ist Gebot der Stunde
In dieser Lage wird vielen eines klar: Sparen ist ein Gebot der Stunde. Das gilt nicht nur im Hinblick auf den Energieverbrauch. So einige Ausgaben kommen in deutschen Haushalten nun auf den Prüfstand.
65 Prozent der Befragten denken daran, an Streaming-Abonnements oder Essenslieferungen zu sparen. Ebenso viele Deutsche planen, beim Wocheneinkauf oder den Ausgaben für Auto und Wasserverbrauch kürzerzutreten. Auch der Urlaub gerät in Gefahr oder wird umdisponiert. Darüber denken zumindest 46 Prozent aller Deutschen nach. Erwartungsgemäß hängt diese Überlegung vornehmlich mit dem Einkommen zusammen. In der Verdienstgruppe über 70.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen denkt nur gut jeder Vierte (28 Prozent) daran, beim Thema Urlaub zu sparen.
Rückgriff auf die Rücklagen
Schulden machen statt sparen? Das kommt für die Wenigsten in Frage. Zwei Drittel der befragten Deutschen möchten in den kommenden Monaten keinerlei Darlehen aufnehmen. Weder privat (65 Prozent) noch bei einer Bank (63 Prozent) kommt das bei den meisten Befragten in Betracht. Dann schon lieber an die eigenen Ersparnisse denken. Vier von zehn Befragten (41 Prozent) planen, in den kommenden zwölf Monaten auf ihre finanziellen Rücklagen zurückzugreifen.
Wer plant einen Nebenerwerb?
Die generelle Antwort auf diese Frage lautet: je älter, desto seltener. Während ein gutes Drittel aller Deutschen mit einem Nebenjob liebäugelt, ist es in der Gruppe der unter 55-jährigen sogar rund jeder Zweite. Aufgeschlüsselt in zwei Gruppen zeigt sich hier die Bereitschaft, nebenberuflich das Einkommen aufzubessern, nochmals differenziert. In der Gruppe der 18- bis 34-jährigen Befragten, also eher bei den Berufseinsteigern und Noch-Geringverdienern, denken 58 Prozent über einen Nebenjob nach. In der nachfolgend älteren Gruppe der 35- bis 54-Jährigen hegen mit 41 Prozent hingegen deutlich weniger Befragte derartige Ambitionen.
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