Jüngere ziehen seltener ins eigene Heim
Der Anteil der Haushalte, die Wohneigentum besitzen, stagniert in Deutschland. Gleichzeitig gibt es deutliche Verschiebungen zwischen den Altersgruppen.
Darauf macht eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) aufmerksam. Seit sieben Jahren in Folge verharrt die Wohneigentumsquote annähernd auf dem gleichen Niveau. So lebten in der Zeit von 2010 bis 2017 rund 45 Prozent der deutschen Haushalte im eigenen Heim. Die niedrigen Zinsen, die seit Jahren herrschen, haben also insgesamt nicht zu einer stärkeren Wohneigentumsbildung geführt.
Im ersten Jahrzehnt nach der deutschen Wiedervereinigung war die Wohneigentumsquote zunächst um knapp fünf Prozentpunkte angestiegen. Dieser Zuwachs entstand vor allem durch den Aufholprozess in den neuen Bundesländern, besonders in der zweiten Hälfte der 90er. Mitte der 2000er Jahre ging die gesamtdeutsche Quote dann wieder leicht um zwei Prozentpunkte zurück. Eine schwache Konjunktur und eine hohe Arbeitslosenquote führten zu Zurückhaltung beim Haus- oder Wohnungskauf. Der Rückgang war im Westen stärker als im Osten.
Osten hat immer noch Aufholbedarf
Mit dem anschließenden Wirtschaftsaufschwung legte dann auch die Wohneigentumsquote wieder zu, in vier Jahren (2006 bis 2010) um immerhin vier Prozentpunkte. Seitdem gibt es nur noch wenig Veränderung, obwohl im Osten Deutschlands vergleichsweise noch Aufholbedarf besteht. Die Eigentumsquote im Westen ist immer noch 1,5mal so hoch wie in den neuen Bundesländern. Dort lebt lediglich ein Drittel der Haushalte in einem Eigenheim oder einer eigenen Wohnung.
Verschiebungen zwischen den Altersgruppen
Die Wissenschaftler haben die Entwicklung der Wohneigentumsquote in Relation zu verschiedenen soziodemografischen Merkmalen untersucht. Während die Ergebnisse mit Blick aufs Einkommen wenig überraschen – hier waren Zugewinne vor allem in den höheren Einkommensklassen zu beobachten – sind die Unterschiede in den Altersgruppen auffällig. So ist die Wohneigentumsquote der jüngeren Haushalte rückläufig. Besonders unter den 25- bis 34-Jährigen. Ende der 90er Jahre betrug sie noch 23 Prozent. Seitdem ging es runter bis auf nur noch zwölf Prozent.
Hoher Kapitalbedarf als Hemmnis
Auch in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen fand ein Rückgang statt, wenn auch nicht so ausgeprägt. Die Autoren der Studie führen mehrere Gründe dafür an. Zum einen die Arbeits- und Flüchtlingsmigration. Sie führte zu einem Zuwachs vor allem in der jüngeren Bevölkerung. Für die Migranten kommt eine Eigentumsbildung aber wegen unsicherer Einkommen und unsicherer Bleibeperspektive kaum in Frage. Zum anderen könnte auch die zunehmende Akademisierung der Bevölkerung Einfluss haben. Ein späterer Eintritt ins Berufsleben und eine spätere Familiengründung verschiebt in der Regel auch den Wunsch und die Fähigkeit zur Wohneigentumsbildung. Noch hemmender dürfte aber der hohe Kapitalbedarf sein, der für den Einstieg ins Wohneigentum inzwischen erforderlich ist.
Ältere bilden häufiger Wohneigentum
Im Gegensatz zu den Jüngeren bildeten die Ältesten erkennbar mehr Wohneigentum. In der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen stieg die Wohneigentumsquote seit 2007 um sieben Prozentpunkte an. 58 Prozent der älteren Haushalte wohnten 2017 in einer Eigentumsimmobilie. Neben dem im Laufe des Lebens gestiegenen Einkommen nennen die Studienautoren die Fähigkeit, Ersparnisse zu bilden, und den Zugang zu Vermögen als erklärende Faktoren für die Verschiebungen zwischen den Altersgruppen.
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