Die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern ist in Deutschland nicht nur ein Gradmesser für Chancengleichheit, sondern resultiert aus verschiedenen Faktoren, wie ein aktueller Report zeigt.
Definiert wird dieser sogenannte Gender Pay Gap als prozentualer Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern. Diese auch hierzulande weiterhin bestehende Lohnlücke zwischen den Geschlechtern war Ziel eines Forschungsprojektes des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Gender Pay Gap lässt sich im Wesentlichen dadurch erklären, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten beziehungsweise in ihrer Erwerbsbiografie, meist aufgrund familiärer Aspekte, mehr Unterbrechungen zu verzeichnen sind. Zudem rücken sie seltener in entsprechend besser vergütete Führungspositionen auf, fokussieren ihre Berufswahl von vornherein eher auf den öffentlichen Dienst oder andere traditionelle Frauenberufe, die in der Regel hierzulande nicht zu den Hochlohnbranchen zählen. Doch selbst bei vergleichbaren Qualifikationen, Positionen und Jobs verdienen Frauen durchschnittlich immer noch weniger als Männer. Reale Chancengleichheit sieht anders aus.
Ein Gesetz für nur rund ein Drittel
Das 2017 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz sollte dem Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ mehr Geltung verschaffen. Seitdem können in Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten Frauen von ihren Arbeitgebern Auskunft darüber verlangen, wie viel Geld ihre Kollegen in vergleichbaren Positionen verdienen. Doch was bewirkte dieses Gesetz bisher? Der IAB-Report machte deutlich, dass insgesamt lediglich 0,7 Prozent aller Betriebe und lediglich ein knappes Drittel (32 Prozent) aller Beschäftigten von dem im Entgelttransparenzgesetz geschaffenen Instrument des „individuellen Auskunftsanspruchs“ erfasst werden. Das Gros der Betriebe und Arbeitnehmer bleibt bei dieser Regelung also außen vor. Dennoch kamen im Zuge der Forschung neue Zahlen zum Vorschein. So verdienen Männer im Durchschnitt rund 23 Euro pro Stunde und Frauen etwas über 18 Euro. Der Gender Pay Gap beträgt damit rund 22 Prozent.
Je größer der Betrieb, desto größer die Verdienstlücke
Mit 22 Prozent belegt Deutschland einen oberen Platz unter den Ländern mit dem höchsten Lohnabstand zwischen den Geschlechtern. Über alle EU-Mitgliedsstaaten hinweg liegt dieser Wert bei etwa 16 Prozent (Eurostat 2017).
Frauen mehrfach benachteiligt
Allerdings geht es nicht nur um reine Verdienstchancen im Erwerbsleben. Auch der Zugang zu Berufspositionen ist für weitere Verdienst- und Teilhabemöglichkeiten und damit für die Chancengleichheit entscheidend. Hier wiederum wirken sich Unterbrechungen im Erwerbsleben bei Frauen merklich aus, da kontinuierliche Karrieren im Vergleich zu den männlichen Mitbewerbern schwieriger zu realisieren sind. Familie, Erziehung oder Pflege werden eben weitestgehend von Frauen geleistet. Doch der gegenwärtige individuelle Verdienst bestimmt nicht nur die persönliche finanzielle Unabhängigkeit, sondern hat darüber hinaus maßgeblichen Anteil an der Altersabsicherung. Weniger Verdienst, reduzierte Anwartschaften – auch im Hinblick auf ihre späteren Rentenzahlungen stehen Frauen schlechter da. Doch es tut sich was, wenn auch (noch) nicht überall.
Strategien gegen Ungleichheit
So möchte nahezu jeder dritte Betrieb mit einer festgelegten Strategie mehr Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern erreichen.