Einkommen und Auskommen, Frauen und Männer
Es ist eine anhaltende Diskussion, die in Zeiten von Gendering und Frauenquoten die Gemüter sowie die Öffentlichkeit bewegt und unlängst auch die Talkrunde bei Günther Jauch beschäftigt hat.
Es geht um die nach wie vor realen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Selbst, wenn auf der Führungsebene dieser Abstand prozentual geringer wurde – wie eine aktuelle DIW-Studien belegt. Zumal die Gender-Lücke unter Berücksichtigung weiterer Ertragsquellen und Gewinneinkommen noch höher ausfällt. Lediglich in punkto Kapital- und Vermietungseinkünften stehen Frauen punktuell besser da.
Dass Frauen hierzulande vergleichsweise niedrigere Löhne und Gehälter erzielen als Männer ist keine Neuigkeit. Doch überraschenderweise(?) hat eine Studie vom Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) jetzt gezeigt, dass zumindest unter Führungskräften in der Privatwirtschaft diese Lücke geringer wird. Der so genannte Gender Pay Gap – in diesem Fall die Einkommensdifferenz zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften – sank innerhalb eines Jahrzehnts deutlich. Verdienten Frauen in leitenden Positionen beispielsweise im Jahr 2003 rund 31 Prozent weniger als vergleichbare männliche Kollegen, so reduzierte sich diese Lücke im Jahr 2013 auf 22 Prozent, also von nahezu einem Drittel auf etwas über ein Fünftel. In absoluten Zahlen stieg das Bruttoeinkommen (monatlicher Mittelwert) von Männern dabei von 4.648 Euro (2003) auf 5.141 Euro (2013), bei den Frauen lauten die entsprechenden Werte 3.218 Euro (2003) und 4.031 Euro (2013).
Doch wie sieht es beim kompletten Einkommen aus, wenn also Gewinn- und Kapitaleinkommen sowie Renten berücksichtigt werden. Dies hatte das DIW erstmals in einer Studie ermittelt, bei der anhand deutschlandweiter Datensätze eben nicht nur das Arbeitseinkommen, sondern die gesamte Verteilung von Einkommen und Steuerlast zwischen den Geschlechtern analysiert und daraus die so genannten Gender Income Gap und Gender Tax Gap berechnet. Generell betrachtet – also über alle Einkommensarten hinweg – erzielten Frauen lediglich nur etwa die Hälfte des gesamten Bruttoeinkommens (47 Prozent) der Männer. Aufgrund der vor allem mit familiären Erziehungs- und Pflegeszenarien einhergehenden Einkommensschwankungen oder -verluste ziehen sich diese finanziellen Ungleichheiten meist mit teils gravierenden Folgen bis in den Ruhestand hinein.
Größte Lücke klafft bei Gewinneinkommen
Bei Einkommen aus Löhnen und Gehältern aus unselbständiger Arbeit – mit einem Anteil von 70 Prozent am gesamten Bruttoeinkommen die wichtigste Einkommensquelle – erzielen Frauen etwa 61 Prozent des Pro-Kopf-Arbeitseinkommens der Männer. Jedoch fehlen dabei die überwiegend von Frauen ausgeübten Mini-Jobs. Das bedeutet, die tatsächlichen Pro-Kopf-Arbeitseinkommen der Frauen dürften noch leicht darunter liegen.
Die größte Lücke klaffte bei den Gewinneinkommen, also bei Erträgen aus Land- und Forstwirtschaft, gewerblicher Herkunft (oft Beteiligung an Familienunternehmen wie Hof oder Laden) und selbständiger Arbeit. Überhaupt nur gut halb so viele Frauen wie Männer verfügen über Gewinneinkommen. Insgesamt erwirtschaften Frauen hier jedoch nur ein Viertel (27 Prozent) des gesamten Gewinneinkommens und erzielten dabei Pro-Kopf durchschnittlich gerade einmal halb so hohe Erträge als Männer.
Deutlich geringer als bei allen anderen Einkommensarten ist die Streuung bei Kapital- und Vermietungseinkommen, bei letzterem gibt es sogar ein leichtes Plus zugunsten der Frauen. Insgesamt jedoch reichen die Erwerbsbiografien der Frauen und ihre dabei erzielten Einkünfte und Einnahmen bei weitem nicht an das von Männern erreichte Niveau. Es bleibt also angesichts der anhaltenden Diskussion um die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern wohl durchaus anzumerken: Frauen verdienen (eigentlich) mehr als sie verdienen.
DIW-Wochenbericht & DIW-Pressemitteilung
Nachricht an die Redaktion
Senden Sie Hinweise, Lob oder Tadel zu diesem Artikel an die DIA Redaktion.