Selbstständige sorgen sich um ihre Alterssicherung
Selbstständige sehen ihre finanzielle Absicherung im Alter überwiegend skeptisch, vor allem Frauen bangen.
Ihren Status sehen viele Selbstständige als privilegiert an. Daran können auch ein überdurchschnittlich hohes Arbeitspensum, Existenzrisiken, Vorsorgelücken oder Auftragsflauten wenig ändern.
Eine übergroße Mehrheit (86 Prozent) von ihnen würde auch heutzutage wieder den Schritt in die Selbstständigkeit gehen. Zudem möchte fast jeder Zweite auch nach einem Firmenverkauf weiterhin selbstständig bleiben (47 %). Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag der Quirin Privatbank, die vom Marktforscher YouGov Deutschland unter rund 1.000 Selbstständigen mit eigenem Unternehmen im Frühjahr 2019 durchgeführt wurde.
Vor allem Frauen haben Bedenken
Unter den Sorgen und Risiken, die sie umtreibt, dominiert allerdings die Angst um eine ausreichende Absicherung im Alter. Fast zwei Drittel der Selbstständigen (62 Prozent) verbinden mit diesem Thema reale Sorgen. Vor allem selbstständig tätige Frauen (68 Prozent) hegen Bedenken. Bei den Männern sind es 59 Prozent. Umgekehrt äußerten lediglich 28 Prozent der Unternehmerinnen, keine Sorgen wegen ihrer finanziellen Altersabsicherung zu haben. Unter den befragten Unternehmern zeigten sich mit 37 Prozent deutlich mehr zuversichtlich. Das mag auch an den relativ großen Einkommensunterschieden zwischen den Geschlechtern liegen. Während 42 Prozent der weiblichen Selbstständigen einen Jahresumsatz von weniger als 50.000 Euro erzielen, sind es bei den Männern nur 29 Prozent.
Unternehmer setzen stärker auf Fonds und Aktien
Auch die Anlagen fürs Alter unterscheiden sich erheblich. Beim selbstgenutzten Wohneigentum liegen Frauen und Männer noch annähernd gleichauf (43/45 Prozent). Das ist auch bei vermieteten Immobilien der Fall (18/21 Prozent). Wesentlich anders sind risikobehaftete, aber auch chancenreichere Anlageformen verbreitet. So nutzen beispielsweise lediglich 22 Prozent der Unternehmerinnen Investmentfonds und 13 Prozent Einzelaktien. Unternehmer setzen dagegen viel stärker auf diese Anlageklassen: 34 Prozent haben Fonds, 25 Prozent Aktien.
Wie lange reicht eine Million Euro?
Viele Unternehmer sehen den Firmenverkauf als wichtiges Standbein für ihre Altersvorsorge an. Im Durchschnitt schätzen sie die Höhe des erhofften Verkaufspreises auf nahezu die Hälfte (48 %) ihrer bis dato erarbeiteten Rücklagen zur Alterssicherung, obwohl sich etwa ein Drittel aller Firmeneigentümer (31 Prozent) noch keine Gedanken über einen Verkauf gemacht hat. Ziemlich genaue Vorstellungen haben die Befragten hingegen auf die hypothetische Frage, wie lange sie mit einer Million Euro auskommen würden. 23 Jahre lautete die durchschnittliche Schätzung. Sie wurde gleichermaßen von Männern und Frauen, Ost- und Westdeutschen sowie Älteren und Jüngeren abgegeben. Lediglich selbstständige Mediziner waren skeptischer (oder realistischer) und gingen nur von 13 Jahren aus.
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