Die Generation der Babyboomer beschert der Rentenversicherung ab 2025 eine schwere Aufgabe. Der Rentenbeginn dieser großen Bevölkerungsgruppe fordert aber auch die Kommunen. Diese werden allerdings unterschiedlich stark betroffen sein.
Darauf macht ein Thesenpapier des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung aufmerksam, das in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung entstanden ist. Viele Babyboomer haben sich nämlich im Laufe der Jahre für „einen ähnlich strukturierten Wohnort“ entschieden, wie es in dem Thesenpapier heißt. Diese geburtenstarken Jahrgänge verteilen sich nämlich ungleichmäßig über das Bundesgebiet. Auch zwischen ländlichen Gegenden und urbanen Räumen bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede.
Jüngere wanderten nach der Wende ab
Die Erklärung für diese Konzentration liegt in den Bevölkerungsbewegungen nach der deutschen Einheit. Nicht die Babyboomer zogen zu, sondern jüngere Generationen wanderten nach der Wende ab. Gleichzeitig brach in den neuen Ländern wegen wirtschaftlicher Unwägbarkeiten die Geburtenrate ein. Beides führte zu einer Schrumpfung der Bevölkerung. Diejenigen, die blieben, gewannen so an demografischem Gewicht. Das waren vor allem die Geburtskohorten der 50er und 60er Jahre, von denen es wegen der hohen Geburtenrate in diesen Jahren ohnehin schon relativ viele gab.
Umzug bevorzugt in den Norden oder Nordosten
„Das umgekehrte Bild zeigt sich in den heutigen Wachstumszentren des Ostens wie Leipzig oder Dresden, wo viele junge Menschen hinziehen und die Anteile der Babyboomer entsprechend gering sind“, heißt es weiter in dem Thesenpapier. Außerdem seien die Babyboomer auch heute noch relativ sesshaft. Mit zunehmendem Alter wird ohnehin die Wahrscheinlichkeit eines Wohnortwechsels geringer. Entscheiden sich Frauen oder Männer aus den geburtenstarken Jahrgängen dann doch zu einem Umzug, so finden sie häufig im Norden oder Nordosten Deutschlands eine neue Heimat. Zum Beispiel verzeichnen Ostholstein, Lüchow-Dannenberg an der Elbe und Teile der Havelregion in Brandenburg einen positiven Wanderungssaldo in der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen. Es zieht sie vor allem in Regionen im Umkreis großer Städte wie Berlin, Bremen oder Hamburg. Ein stärkerer Zuzug dieser Bevölkerungsgruppe lässt sich auch in Potsdam, Garmisch-Partenkirchen, Passau und Rostock erkennen.
Folgenreich für betroffene Kommunen
Diese unterschiedliche Verteilung der Babyboomer über Deutschland hat Folgen für die einzelnen Kommunen. So spüren einige und die dort angesiedelten Unternehmen den Arbeitskräfterückgang stärker, wenn sich die Generation der Babyboomer ab 2025 in die Rente verabschiedet. Das wirkt sich auch auf das örtliche Steueraufkommen aus. Außerdem wachsen die Aufgaben der betroffenen Kommunen schneller bei der Versorgung und Pflege dieser stark vertretenen Bevölkerungsgruppe. Der Wohlstand dieser Regionen, so eine These des Autorenteams um Reiner Klingbeil, wird durch den Ruhestand der Babyboomer gefährdet.