Welche Sorgen belasten die deutsche Psyche?
Der jüngste AXA Mental Health Report dokumentiert eine zunehmend ernste Verfassung vieler Menschen hierzulande. Hauptgründe für die angeschlagene deutsche Psyche sind vor allem Inflation, Krieg und Sorgen um wirtschaftliche Perspektiven.
In Deutschland leiden immer mehr Menschen unter psychischen Problemen, die auf die aktuelle Situation zurückzuführen sind. Vor allem steigende Preise (89 Prozent), der Krieg in der Ukraine (81 Prozent) und der allgemeine Zustand der Wirtschaft (76 Prozent) wirken sich derzeit negativ auf die deutsche Psyche beziehungsweise das emotionale Wohlbefinden aus.
Insbesondere gilt das für junge Frauen zwischen 18 und 34 Jahren. So gaben laut „AXA Mental Health Report 2023“ vier von zehn jungen Frauen (41 Prozent) an, dass sie aktuell unter psychischen Erkrankungen leiden. Das kann langfristig extrem nachwirken. All diese Sorgen haben für alle Betroffenen mehr oder weniger stark ausgeprägte berufliche wie finanzielle Auswirkungen. Wenn die Psyche leidet, leiden meist längerfristig auch Karriere und Einkommen. Daraus resultieren später geringere Renten und weniger Altersvorsorge. Dass gerade junge Frauen in so hoher Zahl und so stark unter den gegenwärtigen Szenarien leiden, kann sich auch auf den Gender Pension Gap auswirken.
Bildung, Förderung und Absicherung
Um die gegenwärtige Situation und damit mögliche Auswirkungen zu verbessern, müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam Maßnahmen ergreifen. Eine Möglichkeit ist die Förderung von Bildung und Ausbildung, um die Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen und insbesondere junge Menschen zu motivieren. Auch eine bessere soziale Absicherung kann dazu beitragen, finanzielle Unsicherheiten und individuelle Sorgen zu reduzieren. Hilfen müssen schneller und gezielter bei denen ankommen, die diese brauchen. Stichwort Energiekostenhilfe für Studenten. Außerdem können Unternehmen gezielt die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern. All diese Maßnahmen sollten als generationen-übergreifende Aufgabe verstanden werden.
Jüngere wünschen sich vor allem „perfekten Job“
Steigende Preise und Lebenshaltungskosten sorgen vor allem in der jüngsten Altersgruppe aller Befragten (18- bis 24-Jährige) für den größten Druck. Mit 90 Prozent liegt hier der Anteil noch einmal ein Prozent über dem ohnehin schon hohen Durchschnittswert für sämtliche Altersgruppen. Andererseits ist es die Altersgruppe, in der mit 47 Prozent fast die Hälfte der Befragten dennoch optimistisch in die Zukunft blickt. Im bundesweiten Durchschnitt sind es mit 38 Prozent deutlich weniger. Doch was ist den jungen Deutschen in ihrem Leben besonders wichtig? An erster Stelle steht bei 19 Prozent der Wunsch, „den perfekten Job zu finden“. Dann kommt der Wert der Gesundheit ins Spiel: erst „mental“ mit 18 Prozent, gefolgt von „körperlich“ mit 15 Prozent. Eine gleich hohe Zustimmung findet auch der Traum vom Reichtum.
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