Sind Männer wirklich wehleidiger?
Bei einer Erkältung oder Grippe sind Männer angeblich weinerlicher. Aber stimmt dieses Vorurteil? Sind Frauen in Wirklichkeit die harten Hunde?
Dass Männer bei Krankheiten verhältnismäßig wehleidig sind, gehört zu einem gängigen Klischee. Doch auch Frauen treffen die Vorurteile. Sie gehen angeblich zu oft zum Arzt. Wer ist nun also das sensible Geschlecht?
Dieser Frage widmet sich eine neue Analyse des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock. Die Studienautoren bereiteten dafür Daten aus zwölf europäischen Ländern auf. Ergebnis: Männer und Frauen beurteilen ihre Gesundheit tatsächlich unterschiedlich. Für die Untersuchung sollten die Befragten ihren allgemeinen Gesundheitszustand auf einer Skala von eins bis fünf bewerten. Im Nachhinein verglichen die Forscher die Aussagen mit dem echten Krankheitsbild wie Parkinson, Depression, Bluthochdruck oder Übergewicht. Werden die Selbstauskünfte den errechneten Werten gegenübergestellt, so zeigt sich, dass Frauen weder sensibler sind noch ihre Leiden übertreiben. Im Gegenteil: Sie überschätzen sich häufig und fühlen sich somit gesünder, als sie es tatsächlich sind. Dieser Unterschied steigt zudem mit dem Alter.
Ältere fühlen sich am gesündesten
Zwar erhöht sich mit den Lebensjahren auch der Anteil derer, die angeben, eine schlechte Gesundheit zu haben. Gleichzeitig steigt jedoch auch die Anzahl der gesundheitlichen Leiden. Verglichen mit den bereits bestehenden Krankheiten, schätzen Ältere – egal ob Mann oder Frau – ihren Gesundheitszustand überraschenderweise deutlich besser ein, als er der Realität zufolge sein dürfte. Das trifft insbesondere auf über 80-Jährige zu. Sie nehmen sich somit nach den bereinigten Zahlen am gesündesten unter den Befragten wahr, obwohl sie die meisten Gebrechen haben. 50- bis 59-Jährige übertreiben dagegen ihre Leiden. Auch geben weniger junge Menschen an, eine gute Gesundheit zu haben, als es den Daten zufolge erwartbar wäre.
Studie belegt: Männer sehen eigene Gesundheit pessimistischer
Ebenso fühlen sich 70- bis 79-jährige Frauen fitter, als sie es tatsächlich sind. In dieser Altersgruppe ist jedoch ein erheblicher Geschlechterunterschied erkennbar. So nehmen die Männer ihren Gesundheitszustand deutlich schlechter wahr, als es der Wirklichkeit entspricht. Gemessen an dem echten Krankheitsbild unterschätzen sie die eigene Gesundheit, währenddessen Frauen sie überschätzen. Dieser Abstand ist in allen Altersgruppen erkennbar. Nach den bereinigten Werten fühlen sich Frauen in der Regel gesünder als Männer.
Die Herren der Schöpfung sind bei der eigenen Gesundheit also tatsächlich pessimistischer. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass sie ihre Leiden übertreiben. Das Paradoxe: Gleichzeitig gehen Männer seltener zum Arzt, als es ihr Gesundheitszustand vermuten ließe. Sie empfinden sich folglich oft kränker als Frauen mit demselben Gebrechen, sind allerdings weniger bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Dass Frauen verglichen mit ihren Leiden zu oft zum Arzt gehen, bestätigt die Studie hingegen nicht.
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