Senioren in Deutschland: immer mehr leben allein
Es ist ein Kennzeichen einer alternden Gesellschaft: jeder dritte Deutsche über 65 Jahren verbringt seinen Ruhestand ohne Partner – und lebt allein.
Anfang Oktober veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) ausgewählte Daten zur Wohn- und damit Lebenssituation von Senioren in Deutschland.
Danach leben immer mehr deutsche Rentner allein, allerdings oft noch im eigenen Zuhause. Während im Jahr 2000 insgesamt 5,1 Millionen Menschen im höheren Alter allein lebten, waren es 2020 bereits rund 5,9 Millionen Menschen ab 65 Jahren. Das ergibt binnen zweier Dekaden eine Steigerung um ca. 17 Prozent. Damit betraf eine solche zunehmende soziale Isolierung rund 34 Prozent in dieser Altersgruppe. Insgesamt waren im Jahr 2020 nach Destatis-Angaben in Deutschland 18,3 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren. Das entspricht einem Anteil von 22 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
Allein geblieben, wenn der Partner stirbt
Den Hauptgrund für diese Entwicklung sehen die Statistik-Experten in einer zunehmend alternden Gesellschaft. So bleiben viele Ältere allein, nachdem die Partnerin oder der Partner gestorben ist. Zwar haben von den über 65-Jährigen fast zwei Drittel (62 Prozent) noch einen Lebensgefährten, doch mit zunehmendem Alter sinkt dieser Anteil deutlich. So lebt von den 85-Jährigen nur noch ein gutes Drittel (34 Prozent) mit jemandem zusammen.
Generationen unter einem Dach – eher selten
Aufgrund dieser Altersstrukturen nahm die Zahl der Seniorenhaushalte in Deutschland deutlich zu. Im Jahr 2020 war bereits jeder Vierte (25 Prozent) ein 65 Jahre-plus-Haushalt. 20 Jahre zuvor lag dieser Wert erst bei 21 Prozent. Auch soziale oder wohnliche Bindungen zu oder mit den anderen Generationen bleiben weitgehend aus. Die sogenannten Mehrgenerationen-Wohnmodelle bilden eher eine Ausnahme. So lebten nach statistischen Angaben nur in sechs Prozent der deutschen Haushalte über 65-Jährige mit Jüngeren zusammen. Allerdings wohnt der überwiegende Anteil der Senioren noch in den eigenen vier Wänden. Lediglich etwa vier Prozent der über 65-Jährigen befanden sich 2020 in einer Pflege-, Alters- oder ähnlichen Wohn-Einrichtung. Selbst bei über 85-Jährigen lag dieser Wert gerade einmal bei 18 Prozent.
Welchen Einfluss hat Corona?
Laut einer Destatis-Pressemitteilung stieg zwar im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie die Sterblichkeit in den höheren Altersgruppen. Dennoch nahm zumindest die Zahl der hochbetagten Senioren ab 80 Jahren zwischen 2019 und 2020 um 4,5 Prozent zu. Nominal wuchs diese Altersgruppe damit um 255.000 Personen auf 5,9 Millionen. Dies war der größte prozentuale Zuwachs unter den Altersgruppen ab 60 Jahren. So betrug der Anstieg in der Gruppe der zwischen 60- und 79-Jährigen 96.000 Personen und damit lediglich 0,5 Prozent.
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