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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 8.4.2019 Drucken

    Lebenserwartung niedriger als gedacht

    Die Menschen werden immer älter. Doch bisherige Berechnungen gaben ein längeres Leben vor, als es tatsächlich der Fall ist.

    Der durchschnittliche Deutsche wird 80,77 Jahre alt. Frauen leben dabei fast fünf Jahre länger als Männer. Sie können mit einer Lebenserwartung bei Geburt von 83 Jahren und 2 Monaten rechnen. Männer werden hingegen nur 78 Jahre und 4 Monate alt. Eine neue Studie zeigt allerdings, dass die Lebenserwartung bis 2011 deutlich zu hoch berechnet wurde.

    Lebenserwartung niedriger als gedachtUrsache dafür sind falsche Bevölkerungsschätzungen in der Zeit von 1980 bis 2011. Bis zum Zensus 2011 schlichen sich zahlreiche Fehler in die amtliche Statistik, was auch zu einer ungenauen Berechnung der Lebenserwartung führte. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Max-Planck-Instituts in einer aktuellen Analyse, auf die in der Publikation Demografische Forschung aufmerksam gemacht wird.

    Dass beim letzten Zensus plötzlich fast 1,5 Millionen Menschen weniger in Deutschland lebten, ist ebenso das Ergebnis der zuvor schlechten Voraussagen. Statt weit über 81 hatte die Bundesrepublik mit einem Schlag nur noch gut 80 Millionen Einwohner. Die Max-Planck-Studie passt nun erstmals die Schätzungen der Bevölkerungszahlen zwischen den Volkszählungen an. Nach der neuen Untersuchung ist die Lebenserwartung bei Geburt bei Männern bis zu sieben Monate und bei Frauen bis zu fünf Monate niedriger im Vergleich zu den nicht korrigierten veröffentlichten Zahlen. Bis 2011 gaukelte uns die Statistik also ein längeres Leben vor, als es tatsächlich der Fall war.

    Wie kam es zu den falschen Berechnungen?

    Besonders die chaotischen Verhältnisse während der deutschen Wiedervereinigung sind daran schuld. Doch auch bei der Migration kommt es oft zu Fehlern bei der Erfassung von Zu- und Fortzügen. So zählen etwa Migranten doppelt, wenn sie ihre Namen unterschiedlich schreiben. Wegziehende Personen, die sich nicht abmelden, verfälschen ebenso die Zahlen. Die letzte Volkszählung 2011 brachte diese Ungenauigkeiten ans Licht und bescherte Deutschland mit einem Schlag 1,5 Millionen weniger Einwohner. Ein Großteil der „verschwundenen Bürger“ sind laut den Forschern Karteileichen, die nur auf dem Papier existierten. Zudem sind verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark von den falschen Schätzungen betroffen. Bei den über 90-jährigen westdeutschen Männern etwa kam es zu Abweichungen von mehr als 35 Prozent. Auch in der Altersgruppe der 20- bis 50-Jährigen lagen die alten Werte bis zu fünf Prozent über den neuen.

    Falsche Bevölkerungszahlen ergaben höhere Lebenserwartung

    Bereits ab 1995 lebten deutlich weniger Menschen in der Bundesrepublik, als es die amtliche Statistik auswies. Somit entstanden Jahr für Jahr neue falsche Schätzungen, aus deren Daten sich auch die Lebenserwartung berechnete. Vor allem zum Ende des Zeitraums summierten sich diese Fehlannahmen auf. Zusätzlich kam es bei der Lebenserwartung in der Zeitspanne zwischen 2000 und 2006 zu ungewöhnlichen Schwankungen in der Statistik, die wenig mit der Realität vereinbar waren. Nach den alten Werten stieg die Lebenserwartung der Männer zwischen 1990 und 2011 von 71,9 auf 78 Jahre. In Wirklichkeit lebten diese zum Ende des Untersuchungszeitraums aber 0,2 Jahre kürzer und wurden somit nur 77,8 Jahre alt.

    Bevölkerung muss öfter gezählt werden

    Nach den Studienautoren sind aber nicht die Statistiker die Ursache des Problems, sondern der enorm große Abstand zwischen den beiden Volkszählungen. Der letzte Zensus vor 2011 fand in Westdeutschland 1987 statt und in Ostdeutschland 1981. Berechnungen über mehr als zwei Jahrzehnte sind jedoch problematisch und für Fehler anfällig. Das gilt auch bei einer verbesserten Schätzmethode, so die Forscher. Der Zensus müsse daher öfter stattfinden.

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