Lebenserwartung: Länger leben in Süddeutschland
In Deutschland werden die Menschen je nach Wohnort oder Region unterschiedlich alt.
Differenzen von mehr als fünf Jahren dokumentiert eine Auswertung der durchschnittlichen Lebenserwartung in allen 402 Kreisen. Sie führt auch einige Ursachen an.
Nach Berechnungen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung Rostock (MPIDR) gibt es beim Vergleich der durchschnittlichen Lebenserwartung im Osten mehr Landkreise mit niedrigeren Werten als im Westen Deutschlands. Allerdings finden sich im Westen und dort vornehmlich im Ruhrgebiet Kreise, in denen die Einwohner früher sterben. Dazu zählen Dortmund, Gelsenkirchen und Essen. Zudem wird ein Nord-Süd-Gefälle in Deutschland sichtbar. Die durchschnittliche Lebenserwartung in den insgesamt 402 Landkreisen unterscheidet sich bei den Männern um mehr als fünf Jahre. Bei den Frauen sind es fast vier Jahre.
Landkreis Starnberg steht an der Spitze
So richtig schön alt werden kann man im Süden Bayerns und in Baden-Württemberg. Das gilt besonders für Frauen. Sie können im Landkreis Starnberg durchschnittlich mit 85,7 Lebensjahren rechnen. Im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) werden Frauen dagegen im Schnitt 81,8 Jahre alt. In Bremerhaven erleben Männer durchschnittlich 75,8 Jahre. Im Landkreis München werden sie hingegen 81,2 Jahre alt. Zum Vergleich: In Berlin beträgt die Lebenserwartung für Frauen im Schnitt 83,7 Jahre und für Männer 78,6 Jahre. Einen generellen Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung entdeckten die Forscher allerdings nicht.
Armut verkürzt die Lebensdauer
In einem zweiten Schritt interessierte die Forscher, welche Faktoren zur unterschiedlichen Lebenserwartung in den Landkreisen beitragen. Nach ihren Auswertungen haben beispielsweise Arbeitslosenquote und Quote der Hartz-IV-Empfänger starken Einfluss. Ebenso eignen sich Daten zur Kinderarmut oder zum Wohngeldbezug als Indikatoren für eine niedrigere Lebenserwartung. Diese Aussagen gelten vornehmlich für den männlichen Teil der jeweiligen Kreisbevölkerung.
Die Analysen ergaben zudem, dass häufig in der Sozialpolitik genannte Faktoren wie Durchschnittseinkommen, ärztliche Versorgung oder Bevölkerungsdichte einen weitaus geringeren Einfluss haben. Erwähnenswert fanden die Autoren allerdings, dass die Korrelationen mit solchen Indikatoren in Ost und West in unterschiedliche Richtungen zeigen. So steigt im Osten die Lebenserwartung mit zunehmender Bevölkerungs- und Arztdichte leicht, während sie im Westen leicht sinkt. Das Leben in der Stadt oder eine dichtere Besiedlung bringt damit lediglich im Osten Deutschlands einen Vorteil für ein längeres Leben.
Nach Meinung der Studienautoren beeinflussen zuvorderst also nicht die ökonomischen Bedingungen die durchschnittliche Lebenserwartung, sondern eher die realen Lebensumstände am unteren Ende des sozioökonomischen Spektrums. Deshalb lautet ein Resümee des verantwortlichen Studienautors Roland Rau auch: „Wer Unterschiede in der Lebenserwartung reduzieren will, muss vor allem die Lebensbedingungen des ärmsten Teils der Bevölkerung verbessern.“
Stellen Sie einfach mal den Vergleich zur eigenen Lebenserwartung an. Hier geht es zum DIA-Lebenserwartungsrechner.
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